Komm und sieh` (russisch Иди и смотри / Idi i smotri) ist ein sowjetischer Antikriegsfilm (FSK 16) des Regisseurs Elem Klimow aus dem Jahr 1985.
Die Handlung des Films spielt 1943, dem dritten Jahr der deutschen Besetzung der Weißrussischen Sowjetrepublik während des Zweiten Weltkrieges. Der junge Fljora schließt sich gegen den Willen seiner Mutter den Partisanen an und erlebt ein Martyrium mitten in der Hölle des Zweiten Weltkriegs.
Ausschnitt aus dem Trailer
Historischer Bezug
Während der Besatzung von Belarus ermordeten deutsche Einheiten an 5.295 verschiedenen Orten Zivilisten. Im Rahmen der Partisanenbekämpfung wurden dabei 350.000 Menschen getötet; mindestens 90 Prozent der Toten waren unbewaffnet.
Von den hunderten Dörfern, die dabei komplett niedergebrannt wurden, ist Chatyn das bekannteste. Dort ermordeten am 22. März 1943 Männer der 1. Kompanie der SS-Sondereinheit Dirlewanger sowie des Schutzmannschafts-Bataillons 118.149 Menschen.
Klimows Anliegen war es, die Welt auf dieses der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannte Verbrechen aufmerksam zu machen.
"Wenn... und... oder... in brennende Scheunen gestopft werden, dann verursacht dieser Film physischen Schmerz bei mir.
Und Klimow geht weiter.
Geht soweit, dass gar Pazifisten hassen lernen.
Wenn ein SS-Soldat erklärt, warum Sowjets keine Menschen sind und sie ausgerottet gehören und man selber für einen kurzen Moment mit zornig geballter Faust die Klarheit hat, dass dieses Gedankengut mit all den Menschen, die es vertreten, ausgemerzt werden muss..."
Achtung - Trailer nichts für schwache Nerven!
Ausschnitt aus der Rezension:
"...In Anlehnung an ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes, in dem der Ausruf „Komm und sieh“ als Befehl angesehen wird, sich die Verheerungen der Reiter der Apokalypse anzusehen, welche dies auf der Welt hinterlassen haben, begleitet der Zuschauer den Protagonisten auf einem Gang in eben diese Hölle. Nichts bleibt dem Jungen erspart und man sieht alleine schon an seinem Gesicht die Veränderung, die in ihm vonstattengeht und ihn schnell erwachsen werden lässt. Dies mündet in einer Kakofonie des Grauens, wenn eine Bataillon der Wehrmacht ein weißrussisches Dorf überfällt und man in einen wahren Sog gerät von Schreien, Feuer und Schüssen..."
Elem Klimows letzter Spielfilm, dessen Drehbuch von der sowjetischen Zensur wegen seiner angeblich zu schmutzigen und naturalistischen Ästhetik sieben Jahre lang blockiert wurde, gilt vielen als eines der letzten großen Meisterwerke des Sowjetkinos und als bester Kriegsfilm der Kinogeschichte.
So auch Roger Ebert, der seinerzeit schrieb: „Es heißt, es sei unmöglich, einen wirklichen Anti-Kriegsfilm zu drehen, da Krieg von Natur aus aufregend ist und das Ende des Films immer den Überlebenden gehört. Niemand würde je den Fehler machen, so etwas über Elem Klimows KOMM UND SIEH zu sagen. Dieser russische Film von 1985 ist einer der niederschmetterndsten Filme aller Zeiten. Ich kenne kaum einen anderen, der das menschlich Böse schonungsloser zeigt.“ Dem bleibt nichts hinzuzufügen.
Zahlreiche Filmemacher und Kritiker zählen Komm und sieh` zu den besten Filmen aller Zeiten: In den alle zehn Jahre durchgeführten Umfragen des Magazins Sight & Sound wählten die befragten Regisseure den Film 2012 auf Platz 30, 2022 auf Platz 41 der besten Filme aller Zeiten.
Pressezitate:
„‚Komm und sieh‘ ist ein Kriegsfilm von ungeheurer Brutalität, aber auf seinem Höhepunkt schlägt der Schrecken um in furchtbare Nachdenklichkeit.“ Andreas Kilb, Die Zeit
„Einer der kraftvollsten und verstörendsten Kriegsfilme, die je entstanden sind, eine Vision der Hölle auf Erden.“ Ian Nathan, Empire
"Einer der besten Filme, die jemals über Krieg gedreht wurden." Eye For Film
"Komm und sieh" klingt wie die Einladung zu einem Kinderspiel. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen!" Washington Post
"Ein Film, der absolut hoffnungslos bleibt und den apokalyptischen Wahnsinn des Kriegs an der Ostfront auf eine Weise zeigt, wie es vor- und nachher kein Regisseur wagte." taz
"Es gibt Gräuel, die einen den Verstand verlieren lassen, wenn man sie sieht. Und Filme, die diese Erfahrung nachvollziehen, so wie dieser Sowjetklassiker, den man dringend gesehen haben sollte." Süddeutsche Zeitung
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