Am 1. Mai diesen Jahres habe ich den von Alice Schwarzer (EMMA-Magazin) und 27 weiteren Erstunterzeichnern initiierten Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz unterschrieben. Am 29.04.2022 wurde der Brief veröffentlicht und da innerhalb von 3 Stunden bereits 10.000 Unterschriften eingingen, wurde umgestellt auf eine Petition auf change.org. Bereits nach knapp 2,5 Tagen, am 1. Mai, hatten 100.000 Menschen (Chronik der Ereignisse) unterzeichnet und viele von ihnen nutzten die Chance, sich mittels der öffentlichen Kommentarfunktion bei den Initiatoren zu bedanken, so auch ich.
Aus der Kommentarfunktion der Petition entwickelte sich die "Diplomatie-statt-Waffen-Gruppe" (-> hier gibt es mehr Details zur DsW-Vorgeschichte) mit dem gemeinsamen Anliegen einer öffentlich konstruktiven, diversen Debatte, um schnellstmöglich einen Weg aus der Eskalationsspirale zu finden.
"Diplomatie statt Waffen!"
"Das tägliche Sterben, das unbeschreibliche Leid und die katastrophale Zerstörung in der Ukraine müssen schnellstmöglich ein Ende haben – jeder Tag zählt, jede Stunde, jede Minute. Nur mit Diplomatie ist dieses Ziel zu erreichen - und da gibt es sicherlich noch vielfältige Ansätze, die bisher noch nicht einmal diskutiert, geschweige denn unternommen wurden. Dabei ist meine Sorge: je länger es dauert, desto schwieriger wird es."
Schon sehr früh gab es die Idee, eine große Friedensveranstaltung mit einer Bühne, guten Rednern, guter Musik - und für das leibliche Wohl sollte auch gesorgt werden - auf die Beine zu stellen. Davon waren sehr Viele, auch "Alteingessene" der Friedensbewegung begeistert. Bisher scheiterte das allerdings an der Organisation und ja, auch an unterschiedlichen Vorstellungen - was nicht bedeuten soll, dass das Thema nicht nach wie vor auf der Agenda stünde. Umso hoffnungsvoller stimmte mich die geplante, zentrale Demo in Berlin am 01.10.2022, für die auch ich mich, wie viele andere, intensiv einsetzte und warb. Deren relativ kurzfristige Umwandlung in einen bundesweiten, dezentralen Aktionstag musste ich daher erst einmal verdauen.
Eine weitere Idee war die einer Webseite mit Informationen über die Friedensbewegung, Organisationen, Demoterminen und Hintergrundinformationen über den Krieg in der Ukraine. Diese musste allerdings traurigerweise aus Sicherheitsgründen verworfen werden.
Ähnliche Vorfälle und Rückschläge dieser Art musste ich leider mehrmals erleben, d.h. ich habe quasi im Schnellverfahren einen Crash-Kurs im Kontext Friedensarbeit absolviert - mit all ihren positiven und negativen Seiten. Für eine gewisse Zeit zog ich mich daher aus allem zurück. Die Distanz ließ mir den Raum, mal durchzuatmen, zu reflektieren, sondieren und brachte schließlich die Erkenntnis, weiterzumachen - nur vorsichtiger, aufmerksamer und fokussierter, mit weniger Baustellen.
Und dann gab es einen auslösenden Funken - relativ spontan - für diese Webseite (die sich jetzt völlig anders darstellt, als ursprünglich geplant). Der Funken war eine Kombi aus dem 01.10.2022, einem Webinar der Friedensbewegung und meine zeitgleiche Erkrankung an Covid-19. Nach 2 1/2 Jahren und 3 Impfungen hat es mich dann auch erwischt - und ziemlich derbe. Und wenn der Körper nicht kann, rattert`s umso mehr im Geist... Und die Gewissheit, den Weg weiterzugehen, manifestierte sich, denn:
„Frieden ist nichts, was du dir wünschst. Es ist etwas, das du machst, etwas, das du tust, etwas, das du bist und etwas, das du verschenkst.“
John Lennon
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich - eben gerade weil ich solidarisch mit den Menschen bin - auf einen schnellstmöglichen Waffenstillstand und parallele Verhandlungen hoffe, die bestenfalls in einem für alle Seiten akzeptierbaren Ergebnis münden. Warum nimmt man sich nicht Minsk (etwas abgeändert) noch einmal vor - den Versuch könnte man doch unternehmen, dann sähe man immer noch, ob es wirklich misslänge. In der Wissenschaft spricht man von "Versuch und Irrtum" ("trial and error"). Ohne dieses Prinzip gäbe es den Fortschritt in der Wissenschaft überhaupt nicht. Und wenn man sich 7 mal irrt, beim 8. Mal gibt es vielleicht einen Durchbruch? Ich finde, den leidenden Menschen ("soldiers coming home") ist man es schuldig, alles zu versuchen, was man sich nur vorstellen kann. Es geht doch nicht darum - zumindest stelle ich das nicht in Frage - ob die Ukrainer sich verteidigen sollen, sondern dass sie in die Position kommen, es nicht mehr zu müssen. Ich finde die Vorstellung grauenvoll, dass sich dort Brüder auf dem Feld gegenüberstehen...
In diesem Sinne - mit Lessings Worten: ich tu`, was ich nicht lassen kann und wenn es nur einen kleinen Anteil zum Frieden beitragen kann, dann ist die Welt ein kleines Stückchen besser geworden. Und wenn jeder bei sich mit kleinen Dingen anfängt, dann ist das in der Gesamtschau etwas richtig Großes, denn:
„Das Einzige, was die Menschheit zu retten vermag,
ist Zusammenarbeit, und der Weg zur Zusammenarbeit
nimmt im Herzen der Einzelnen seinen Anfang.“
Bertrand Russel
! Trial & Error !
Please.
Sendet ein Friedenssignal in die Welt!
Solidarische Friedensgrüße, TS, 11.11.2022
"Häufig bringen uns die schwierigsten Wege an die schönsten Ziele."