Durchatmen

"Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden."

Mark Twain, 1835-1910


"Hauche mir etwas Seele ein."

"Hauche mir dein Geschenk der Liebe ein."

"Hauche mir das Leben ein, was vor mir liegt."

"Hauche, um mich zum Atmen zu bringen."

"Mit jedem wachen Atemzug, den ich einatme, sehe ich was das Leben aus mir gemacht hat... Gib mir eine Kostprobe von etwas Neuem, um mich zu berühren, zu halten, durchzubringen...

Hauche mir etwas Seele ein. Hauche mir dein Geschenk der Liebe ein. Hauche mir das Leben ein, was vor mir liegt. Hauche, um mich zum Atmen zu bringen...

Dieses Leben bereitet die sonderbarsten Dinge vor. Die Träume, die wir träumen von dem, was das Leben bringt. Die höchsten Höhen können sich umdrehen, um Samen der Liebe auf steinigem Boden zu säen.

Hauche mir etwas Seele ein... Hauche deine Aufrichtigkeit ein. Hauche mir deine Unschuld ein. Hauche dein Wort und lass mich frei.

Hauche, um mich zum Atmen zu bringen."

Midge Ure - Breath Übersetzung, cryhappy, YouTube, 13.04.2012

Wachsamkeit und Entschleunigung sind m.E. die Zauberworte als Voraussetzung für ein ausgeglichenes, gesundes, glück- und friedvolles Leben. Denn wenn am Ende jeden Tages nur wichtig ist, dass ein schöner Moment dabei war, der einen lächeln ließ, dann ist die Voraussetzung für dieses Leben für alle da. Denn schöne, kostbare Momente gibt es in jedem Leben. Man muss nur wachsam sein und sie erkennen, um ihnen eine Chance zu geben, d.h. zu entschleunigen. Gelingt das im Augenblick und lässt man jeden Abend den Tag Revue passieren, dann hat ein glücklicher Moment bereits doppelt Lächeln ausgelöst. Das Glück lässt sich einfangen und man kann ihm auch auf die Sprünge helfen. Dazu gehören auch Dankbarkeit, Wertschätzung und Anderen eine Freude bereiten.

 

Unsere rasende Zeit wirkt allerdings dem entgegen, die Hektik und Hetze (aber auch der Wettkampf, die Identitätspolitik, das Framing und Abgrenzen, sowie die Kriegshetze etc.) führen immer öfter zu Überforderung, dann auch zu Dünnhäutigkeit, v.a. aber zu Blindheit gegenüber den Dingen, die uns eigentlich gut tun. Das ist ein Teufelskreis, das Eine bedingt und verstärkt das Andere und immer häufiger schnürt es uns regelrecht die Kehle zu, es nimmt uns die Luft zum Atmen.

 

Dabei ist die Atmung das Leben schlechthin. Das Leben beginnt mit dem ersten Atemzug und es endet mit dem letzten. Jeden Tag atmen wir etwa 20.000 mal und bewegen dabei rund 12 Kubikmeter Luft. Dabei atmet der gesamte Mensch bis in die letzte Zelle, die Lunge ist im Endeffekt nur der Transmitter. Sind wir gestresst, dann verspannen sich die Muskeln und wir bekommen tatsächlich weniger Luft. Der Atem, also die Luftmenge, reduziert sich, was Auswirkungen auf unseren gesamten Körper, also auch den (Zell-)Stoffwechsel, hat. Wenn also jemand sagt, es schnüre ihm die Kehle zu, dann ist das kein eingebildetes Gefühl, sondern physiologische Realität, die sich aus psychologischen Ursachen ergibt.

Die Anzahl psychosomatischer Erkrankungen steigt rapide an, bis zu 50 % aller Erkrankungen in Deutschland sind jetzt schon psychosomatischer Natur. Und laut dem Mental Health Report 2024 (Ipsos-Umfrage) leidet knapp ein Drittel unserer Gesellschaft an psychischen Erkrankungen. Das hat nicht nur individuelle Auswirkungen, sondern auch auf unsere Gesellschaft im Ganzen.

 

Wir müssen entschleunigen, wir brauchen nicht "höher, schneller, weiter", sondern eine Balance. "Höher, schneller, weiter" führt ins Gegenteil, es führt uns vom Leben weg. Und es ist von kurzer Dauer. Je rasender und getriebener wir es leben, desto kürzer erscheint uns die Zeit. Als Kind dauerte ein Tag gefühlt ewig - warum ist das so? Kinder leben die Augenblicke, sie leben hauptsächlich im Jetzt. Die Zeit läuft immer gleich schnell, unsere Art, die Zeit zu füllen, ändert sich nur. Wir lassen unsere Seele verkümmern, dabei ist sie der Kitt für Geist und Körper. Alle drei brauchen Pflege, denn sie bilden eine Einheit und sind untrennbar miteinander verbunden. Wir müssen atmen, um sie atmen zu lassen, um uns zum Atmen - und damit zum Leben - zu bringen.

 

Dabei atmet die Seele nicht mechanisch, jedenfalls nicht wie der Körper. Wird sie allerdings gepflegt, wirkt es sich auf die körperliche Atmung - und damit unser Leben - aus. Wie sie im Detail gepflegt und genährt wird, hat nicht die eine Antwort, das ist individuell. Die Grundlagen, um das herauszufinden, sind jedoch Wachsamkeit und Entschleunigung. Dann kann auch der Geruch frisch gemähten Grases oder das Lächeln der Verkäuferin dieser eine kostbare Moment des Tages sein. Und ganz universell: Bewegung, Sport, soziale Kontakte, gesunde Ernährung, Natur, Struktur, Entspannungsübungen, Schlaf, Kunst, Kultur, Musik... und immer die Liebe.

! BREATHE !