Preisverleihungen 2022


Traurigerweise konnte ich bisher - neben dem Friedensnobelpreis 2022, der sich auch aufteilte - nur den Göttinger Friedenspreis finden, der an ein gemeinschaftliches und damit verbindendes und friedenstiftendes Projekt ging. Die weiteren, die ich finden konnte (s.u.), gingen allesamt an ausschließlich ukrainische Bürger oder Institutionen, die ihrerseits keine Kooperationsprojekte wie das Projekt "Musik für den Frieden" sind. Es besorgt und macht traurig, wenn sich sogar die Kunst & Kultur, die eigentlich als Vermittler in unserer Gesellschaft förderlich sein sollten, vom Gegeneinander und der Spaltung anscheinend dermaßen beeindrucken lassen.


Göttinger Friedenspreis an das deutsch-russische Jugendaustauschprojekt «Musik für den Frieden – Музыка ради Mира»

Das Samenkorn legen für ein zukünftig friedliches Zusammenleben in Europa

"Musik ist die Sprache, die auf unserem Planeten alle Menschen verstehen. Und die die Menschen zusammenbringt. Deshalb ist es gerade jetzt in diesen kriegerischen Zeiten wichtig, dass zwischen dem Westen und Russland nicht auch noch die musikalischen Verbindungen gekappt werden. Denn was wäre die europäische klassische Musik ohne die russischen Komponisten: Peter Tschaikowski, Sergej Rachmaninow, Dmitri Schostakowitsch, Alexander Borodin, Sergej Prokofjew und wie sie alle heißen. Und man denke an die ostwestlichen Verbindungen, etwa an die «Bilder einer Ausstellung» von Modest Mussorski, die Klavierstücke, die dann vom Franzosen Maurice Ravel zu Symphonien ausgebaut wurden. Oder auch an den russischen Dichter und Bänkelsänger Bulat Okujava." (cm)

"Am 11. September 2022 wurde in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der diesjährige «Göttinger Friedenspreis» an das deutsch-russische Jugendaustauschprojekt «Musik für den Frieden – Музыка ради Mира» zwischen Müllheim (Süddeutschland) und Twer (Zentralrussland) übergeben. Die feierliche Preisverleihung fand im Rahmen eines Konzertes «Die junge Zivilgesellschaft reicht sich die Hand» mit den deutschen und russischen Jugendlichen statt. Stellvertretend für die Ensembles wurden Andrey Korjakov, Direktor des «Teatr Premier» aus Twer und Ulrike und Thomas Vogt für das «Ensemble MIR» ausgezeichnet. Die Veranstaltung zur Preisverleihung war wegen der politischen Spannungen zunächst verschoben, dann abgesagt worden, konnte dann schließlich mit russischer Teilnahme doch stattfinden.

Thomas Vogt, Musikpädagoge aus Süddeutschland, wurde in einem Gespräch mit dem Kulturportal Russland auch gefragt, wie er zu der «Forderung in der deutschen Öffentlichkeit» stehe, «russische Kultur zu boykottieren». Seine Antwort war:

«Ich finde das ganz furchtbar. Russische Kunstschaffende mitsamt der russischen Kultur derartig zu diffamieren. Es ist gefährlich, jetzt alle Brücken abreißen zu wollen, stand und steht [doch] Kultur auch immer als Vermittler den Gesellschaften zur Verfügung. […] Der große Geiger Yehudi Menuhin sagte einmal:

‹Musik ist die Muttersprache aller Menschen.›

Musik kann jeder und jede über alle menschlichen und politischen Grenzen hinweg verstehen.

Musik geht von Herz zu Herz.

Das erleben die jungen Musiker so, aber auch die Zuhörer, die das wahrnehmen.

Musik ist ein emotionales Erlebnis.

Der Krieg, die Gewalt findet vor allem auf der physischen Ebene statt, auch wenn Hass und entfesselte Gefühle Auslöser sind. Kriegswerkzeuge sind materieller Art: Panzer, Kriegsschiffe, Raketen. Dafür wird leider sehr, sehr viel Geld ausgegeben.

Frieden lebt und gedeiht auf der seelischen, emotionalen Ebene.

Beim Musizieren lernt man aufeinander hören, entwickelt Verständnis für die Stimme des anderen; im Einschwingen auf einen gemeinsamen Rhythmus lernt man sich gegenseitig kennen; Ziel ist es, mit dem jeweils eigenen Ton mit den anderen ein harmonisches Werk zu schaffen, Teil eines größeren Ganzen zu sein; empathisch und wohlwollend zu kommunizieren.

In diesem sozialen-symphonischen Körper gibt es keine Sieger und keine Verlierer.

Das sind die ‹Friedenswerkzeuge›, die wir den jungen Menschen durch die Musik an die Hand geben wollen. Musik kann in dieser Hinsicht Brücken bauen für Verständnis und Freundschaft auch in politisch schwierigen Zeiten.»


Siebenpfeiffer-Preis

für ukrainisches Nachrichtenmedium

Friedensnobel-preis 2022

geht an Memorial, Center for Civil Liberties und Ales Bialiatski

Deutscher Comedypreis

an ukrainische Comedienne Stetsenko

Sacharow-Preis

an "Mutiges Volk der Ukraine" des EU-Parlaments

Heine-Preis

für ukrainischen Autor Andruchowytsch


Karlspreis

für Selenskyj und Ukrainer

Geschwister-Scholl-Preis

für ukrainischen Autor Kurkow

Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

für Spiegel-Reporter Christoph Reuter und den privaten Sender OstWest für Ukraine-Berichterstattung

Präsidenten-Preis

an ukrainischen Leichtathletik-Verband

Friedenspreis

für Ukrainer Serhij Zhadan