In dem Beitrag "Neues Buch von Erich Vad: "Abschreckend oder erschreckend" hatte ich bereits das neue Buch angesprochen. Hier gibt es auch schon eine sehr gute Rezension von Julian Nida-Rümelin und weitere Beiträge. Jetzt hat auch Peter Wahl auf makroskop.eu eine Rezension zum Buch veröffentlicht, die ich auch sehr interessant finde. Außerdem gibt es ein neues Interview dazu von Pascal Lottaz mit Erich Vad.
Es gab auch eine höchst irritierende - oder eher kriegstreiberpropagandistische - Rezension, in der doch allen Ernstes behauptet wird, dass das was Erich Vad zum westlichen Ziel bzgl. Russlands fragt, nichts mit der Realität zu tun hätte. Ich zitiere an dieser Stelle mal den Autor:
"Das ist nun, man kann es nicht höflicher sagen, ausgemachter Unsinn."
Er ist wohl gerade einer derjenigen, der für Realismus steht, das zeigt sich in all seinen geostrategischen Ausführungen. Umso mehr bin ich jetzt gespannt auf das Buch!
Peter Wahl schreibt dazu:
"Er ist vor allem Realist, Anhänger der realistischen Schule der internationalen Beziehungen. Für diese Schule ist das nüchterne Kalkül der Kräfteverhältnisse zwischen Kriegsparteien ein zentrales Entscheidungskriterium im Krieg:
„Wird nicht verhandelt, und zwar mit den geopolitischen Interessen der beteiligten Parteien im Blick – was neben der Ukraine und Russland auch die USA und die NATO, eventuell China einschließt –, droht eine blutige, eskalierende never ending story, vielleicht sogar eine Niederlage der Ukraine.“ (S.81)
Und davor:
"Mit dem Ukraine-Krieg hatte er am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet in einem Land, in dem die politische Klasse und die großen Medien sich zu 150-prozentig als Heimatfront der Ukraine verstehen, gegen den Strom zu schwimmen. Da muss man einiges schlucken. Insofern ist es mutig, sich jetzt erneut mit einem Buch zu exponieren, in dem er sich gegen eine Eskalation ausspricht und für eine Verhandlungsfrieden mit Moskau plädiert:
"Diplomatie, Interessenausgleich, Verständigung und Konfliktbewältigung müssen jetzt unser politisches Ziel sein. In einem ersten Schritt muss ein Waffenstillstand verhandelt werden; danach können Friedensverhandlungen beginnen. (…) Ein solcher Deal müsste die Rechte der Ukrainer und ihrer russischsprachigen Bevölkerung genauso ernst nehmen wie die Sicherheitsinteressen Russlands.“ "
Julian Nida-Rümelin schrieb dazu bereits:
"Dieses Buch ist auch aus philosophischer Perspektive interessant. Es positioniert sich in der uralten Auseinandersetzung zwischen Idealisten und Realisten der internationalen Politik klar auf der Seite letzterer. Ausgangspunkt internationaler Politik müssen die Interessenlagen der beteiligten Staaten sein und nur, wer diese versteht, kann eine rationale Friedenssicherung betreiben."
Und Pascal Lottaz führt aus:
"Während ich mit einigen von Herrn Vad’s Empfehlungen nicht ganz oder auch gar nicht einverstanden bin, finde ich seine Analyse des Zeitgeschehens doch sehr lesenswert, denn sie kommt glasklar aus dem Realismus, gekoppelt mit starken militärischen Überlegungen zur Europäischen Sicherheit."
Sehr interessant finde ich auch die Kommentare zum Interview. Hier ein paar Ausschnitte:
"Herr Brigadegeneral Dr. Vad, Clausewitz habe ich mit größtem Interesse gelesen und ich finde, jeder Politiker, der heute Verantwortung trägt, sollte das Gleiche tun! Mit Ihren Analysen stimme ich vollinhaltlich überein! Oberstleutnant a.D. R. Hackel"
"Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. ️ Niccolò Machiavelli"
"Selbst unseren Papst hat man "abgebügelt" Wieder ein sehr gutes Interview. Danke."
"Das ist kein Idealismus! Das ist der deutsche Wahnsinn!"
"Es gibt doch Menschen in Deutschland die noch klar und mit eigenen Kopf denken können. Das macht Hoffnung."
"Die Vernünftigsten Beiträge zu diesem Thema kommen von ehemaligen hochrangigen Bundeswehroffizieren. Sei es Herr Kujat oder hier Herr Vad. Diese Art von nüchterner Sachlichkeit und die Fähigkeit die Wirklichkeit zu akzeptieren und zu ertragen ist geradezu erfrischend."
"Sieger ist nicht, wer Schlachten gewinnt. Sieger ist, wer Frieden stiftet." Gorbatschow
"Heute braucht man also Generäle, um ('Grüne') Politiker und Politikerinnen, vor den Schrecken des Krieges zu warnen. Danke, Ihr großartigen Menschen, für dieses wichtige Gespräch!!!"
"Diesem sehr informativen Interview wünsche ich größtmögliche Verbreitung."
"Solche Generäle wie Dr. Vad oder Kujat würden wir jetzt dringend brauchen..."
"Eine Konfrontation zw. USA und Russland sollte auf dem amerikanischen Kontinent ausgetragen werden."
"Vielen Dank für diesen interessanten Überblick über unsere derzeitige geopolitische Lage. Die wohlwollenden Worte von Herrn Vad gegenüber der Nato kann ich nicht teilen. Aber Herr Vad vermittelt eine "neutrale" Einschätzung, nur so kann es langfristig wieder einen Ost Westlichen Diwan geben."
"Endlich einer der sich ruhig als EXPERTE bezeichnen kann."
Zur Erinnerung hier noch einmal ein Ausschnitt aus Erich Vads Rede auf der Kundgebung in Berlin 2023:
"...Die Mehrheit der Deutschen ist eindeutig gegen die Ausweitung von Waffenlieferungen für Verhandlungen. Das muss sich in deutscher Politik widerspiegeln. Militärische Operationen und Waffenlieferungen müssen immer an den Versuch gekoppelt bleiben, politische Lösungen herbeizuführen.
Das Grundgesetz kennt zudem das so genannte „Friedensgebot“: Unsere Verfassung fordert dazu auf, Frieden zu bewahren und/oder baldmöglichst wiederherzustellen. Eine lange Fortdauer des Ukrainekrieges ist weder im deutschen noch im europäischen Interesse.
Lösungsorientiertes außenpolitisches Handeln braucht daher eine andere Gewichtung. Sie muss ihre Hauptaufgabe im Auge behalten: Diplomatie, Interessensausgleich, Verständigung und Konfliktbewältigung..."
Und ein Ausschnitt aus "Perspektiven nach dem Ukrainekrieg" (Julian Nida-Rümelin, Mattias Kumm, Erich Vad, Albrecht von Müller, Werner Weidenfeld, Antje Vollmer, 07.11.2022):
„Was mich irritiert, ist diese Politik aus vermeintlich reiner Gesinnung unter Ausklammerung der Folgen, ohne jede Strategie, die vom Ende her denkt, und unter Hintanstellung von Verantwortung für das eigene Land.“
„Aus geostrategischer Sicht ist eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine so wenig akzeptabel für Russland wie z.B. für die USA ein Beitritt zur Eurasischen Union durch Kanada oder eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans für China oder ein freies Kurdistan für die Türkei. Man könnte diese Beispiele fortführen.“
„Die Frage, die man sich also stellen muss, lautet: Zu welchem Preis kämpft man weiter?“
„Dajan hat seinen Gesinnungswandel später erklärt mit den Worten: „Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden. Du redest mit deinen Feinden.“
Darum geht es auch heute.“
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