Interview mit US-Oberst a.D. Ann Wright, TS

Veröffentlicht am 12. Juli 2024 um 05:33

"Ich glaube, dass die Politik der US-Regierung die Welt zu einem gefährlicheren Ort macht."

Nach dem Gipfeltreffen letzten Samstag, zu dem auch die Teilnehmer des über 1.100 km langen Friedensmarsches aus Maine stießen, und der zentralen Kundgebung am Sonntag, den beiden Hauptveranstaltungen der NO-NATO-YES-PEACE-Proteste, finden weiterhin vielzählige Friedensveranstaltungen verteilt über ganz Washington, D.C. statt. Und rund um den Globus sind Tausende, die die lange Reise nicht antreten konnten, nicht nur gedanklich, sondern auch mittels der vielfältig zur Verfügung gestellten Videos und Liveübertragungen hautnah und mit dem Herzen dabei. Mitten im Trubel Washingtons und trotz eines vollgepackten Zeitplans, nahm sich US-Oberst a.D. Ann Wright, die u.a. auch im NATO-Hauptquartier „Allied Forces Central Europe“ (AFCENT) in der Niederlande tätig war, reichlich Zeit, um mit mir dieses folgende Interview zu führen.

Dear Ann, thank you for taking the time for this interview.

Ann, you served in the US Army/Army Reserves for 29 years and retired as a colonel. You also spent 16 years in the U.S. diplomatic corps, serving in U.S. embassies in Nicaragua, Grenada, Somalia, Uzbekistan, Kyrgyzstan, Sierra Leone, Micronesia, Afghanistan and Mongolia. In March 2003 you resigned from the US government in protest against the US war against Iraq. Since then you`ve been committed to peace.

This year is NATO's 75th birthday and it`s being celebrated in Washington with high-ranking government and military officials. How do you feel about NATO celebrating its 75th anniversary?

Well, thank you so much, it`s a pleasure to be with you. As you mentioned in your introduction, I served both in the US military 29 years, retired as a colonel, I also - one of my assignments - was with the NATO subcommand called "Allied Forces Central Europe", which is in the Netherlands. So I´ve had exposure to NATO firsthand. And as a US-diplomat I served in countries where there were NATO actions. And after resignation 21 years ago, I am very, very negative about NATO and its 75th anniversary, because NATO, rather than being a force for peace, seems now to be a force for war. And of course, NATO will say: "Well, sometimes you have to have a war in order to get the peace. You have to warhead and kill lots of people in order to stop the killing." And that rational I find very troublesome and repugnant. And therefore, I think to NATO`s 75th anniversary, we have to go back and look what NATO has done - during those 75 years - and see, analyze where really peace was made from this. A peace that should have made really from diplomacy and not from military action, which is the way, NATO goes about doing things.

Übersetzung auf Deutsch

Liebe Ann, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Ann, Du dientest 29 Jahre lang in der US-Armee/Army Reserve und bist als Oberst in den Ruhestand getreten. Du verbrachtest außerdem 16 Jahre im diplomatischen Korps der USA und dientest in US-Botschaften in Nicaragua, Grenada, Somalia, Usbekistan, Kirgisistan, Sierra Leone, Mikronesien, Afghanistan und der Mongolei. Im März 2003 bist Du aus Protest gegen den US-Krieg gegen den Irak aus der US-Regierung ausgetreten. Seitdem setzt Du Dich für den Frieden ein.

Dieses Jahr ist der 75. Geburtstag der NATO und wird in Washington mit hochrangigen Regierungs- und Militärbeamten gefeiert. Wie geht es Dir dabei, wenn die NATO ihre 75-jährige Geschichte feiert?

Vielen Dank, es ist mir eine Freude, bei Dir zu sein. Wie Du in Deiner Einleitung erwähnt hast, habe ich sowohl 29 Jahre lang im US-Militär gedient, bin als Oberst in den Ruhestand gegangen, als auch – eine meiner Verwendungen – ich war im NATO-Unterkommando „Allied Forces Central Europe“, das sich in den Niederlanden befindet. Ich habe die NATO also aus erster Hand kennengelernt. Und als US-Diplomat habe ich in Ländern gedient, in denen es NATO-Aktionen gab.

Und nach meinem Rücktritt vor 21 Jahren stehe ich der NATO und ihrem 75. Jahrestag sehr, sehr negativ gegenüber, denn die NATO scheint heute keine Kraft mehr für den Frieden, sondern eher eine Kraft für den Krieg zu sein. Und natürlich wird die NATO sagen: „Na ja, manchmal muss man einen Krieg führen, um Frieden zu bekommen. Man muss Sprengköpfe einsetzen und viele Menschen töten, um das Töten zu stoppen.“ Diese Logik finde ich sehr lästig und abstoßend. Und deshalb denke ich, dass wir zum 75. Jahrestag der NATO zurückblicken und schauen müssen, was die NATO in diesen 75 Jahren getan hat, und sehen und analysieren, wo daraus wirklich Frieden entstanden ist. Ein Frieden, der eigentlich durch Diplomatie hätte entstehen sollen und nicht durch militärische Aktionen, wie es bei der NATO üblich ist.

Yes, thank you. Now, this counter-event was planned by a large alliance, including many veterans, military personnel and historians with relevant military and geostrategic experience. What is your explanation for the fact that these people (including you) are currently so vehemently committed to diplomacy, ceasefires and negotiations, while people with less experience are pushing forward armament and thus escalation and threat scenarios worldwide?

Well, it`s a good question. And really, the answer is in the question. Because it`s the veterans, the people that have actually been in wars, that say: "We don`t wanna do it any more and no one else should. Because the consequences that we have seen from our firsthand are so negative, so horrable, that there`s got to be a better way to resolve international crisis, that shooting people is not the way to resolve crisis. And ultimately everytime that the military has been used, ultimately it`s negotiations and words, diplomacy, that have ultimately resolved the issue. So: Why don`t we just go straight from the crisis to resolving the issue with nonlethal means and leave the military out of it? So, that`s why we had so many military people in that counter summit that were from the militarys.

Übersetzung auf Deutsch

Ja, vielen Dank.

Nun wurde diese Gegenveranstaltung von einer großen Allianz geplant, darunter viele Veteranen, Militärangehörige und Historiker mit einschlägiger militärischer und geostrategischer Erfahrung. Wie erklärst Du Dir, dass sich diese Menschen (Dich eingeschlossen) derzeit so vehement für Diplomatie, Waffenstillstände und Verhandlungen einsetzen, während Menschen mit weniger Erfahrung die Aufrüstung und damit Eskalations- und Bedrohungsszenarien weltweit vorantreiben?

Nun, das ist eine gute Frage. Und tatsächlich liegt die Antwort in der Frage. Weil es die Veteranen sind, die Menschen, die tatsächlich an Kriegen teilgenommen haben, die sagen: „Wir wollen es nicht mehr tun und niemand anderes sollte es tun.“ Weil die Konsequenzen, die wir aus erster Hand gesehen haben, so negativ sind. Es ist schrecklich, dass es einen besseren Weg geben muss, internationale Krisen zu lösen, dass das Erschießen von Menschen nicht der Weg ist, Krisen zu lösen. Und letztendlich sind es immer Verhandlungen und Worte, die Diplomatie, die eingesetzt wurden. Letztendlich wurde das Problem gelöst. Warum gehen wir also nicht direkt von der Krise zur Lösung des Problems mit nichttödlichen Mitteln über und lassen das Militär außen vor?

The peace summit with the core events from May 5th to 7th July began well beforehand with a peace march from Maine to Washington and there are other various events after that. Can you give us something and tell us about your impressions? Were there any personal highlights?

Yes! We were so pleased that Veterans for Peace decided, that the organization would sponsore a walk that went all the way from the Northern tip of the United States, all the way down the Eastern coast, to Washington, D.C. It was a trip, that took 60 days and during those 60 days the marchers stopped every night in a different city and local organizers hosted events in the city about a variety of things. Certainly, NATO was one of the subjects, but it was the increased militarization of our U.S. society and then bring in the broughter context of the whole world. So, the group stopped at cities that have a big military involvement and sometimes it`s actually active dudy military or it may be the mergance of war, the corporations that build the weapons that are used to kill people around the world. So, all the way down from Maine through Connecticut, Massachusetts, from Mainte onto New York, down through New Chersea, Maryland, then finally in Delaware. That`s the home of President Biden, they stopped in Delaware and then on into Washington, D.C. So it was a very robust schedule, there were approximately 500 people that took part in the various stops along the way. They didn`t march like 12 hours a day. It was a symbolic march and usually 3 to 5 and sometimes up to 8 miles per day. But, you know, as the weather got colder - or they started in cold weather - and then got hotter and hotter, because many of the marchers were older, it was the symbolism about marching and then having the events in the local communities. That was most important.

Übersetzung auf Deutsch

Der Friedensgipfel mit den Kernveranstaltungen vom 5. Mai bis 7. Juli begann schon sehr viel früher mit einem Friedensmarsch von Maine nach Washington und es folgen noch weitere verschiedenste Veranstaltungen. Kannst Du uns etwas mitnehmen und uns von Deinen Eindrücken erzählen? Gab es persönliche Highlights?

Ja! Wir waren so erfreut, dass Veterans for Peace beschlossen hat, dass die Organisation einen Marsch sponsern würde, die von der Nordspitze der Vereinigten Staaten über die gesamte Ostküste bis nach Washington, D.C. führte. Es war eine Reise, die 60 Tage lang dauerte und während dieser 60 Tage hielten die Demonstranten jeden Abend in einer anderen Stadt an und lokale Organisatoren veranstalteten in der Stadt Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen. Sicherlich war die NATO eines der Themen, aber es ging um die zunehmende Militarisierung unserer US-amerikanischen Gesellschaft und dann um die Einbeziehung in den damit verbundenen Kontext der ganzen Welt. Also hielt die Gruppe in Städten an, die stark militärisch involviert sind, und manchmal handelt es sich tatsächlich um aktive Militärangehörige, oder es handelt sich möglicherweise um Kriegsvereinigungen, also um die Konzerne, die die Waffen herstellen, mit denen Menschen auf der ganzen Welt getötet werden. Also den ganzen Weg hinunter von Maine durch Connecticut, Massachusetts, von Mainte nach New York, hinunter durch New Chersea, Maryland und schließlich nach Delaware. Das ist die Heimat von Präsident Biden. Sie hielten in Delaware und dann weiter nach Washington, D.C. Sie marschierten nicht etwa 12 Stunden am Tag. Es handelte sich um einen symbolischen Marsch, der normalerweise 3 bis 5 und manchmal bis zu 8 Meilen pro Tag zurücklegte. Aber weißt Du, als das Wetter kälter wurde – oder sie begannen bei kaltem Wetter – und es dann immer heißer wurde, weil viele der Demonstranten älter waren, war es die Symbolik, zu marschieren und dann die Veranstaltungen in den örtlichen Gemeinden abzuhalten. Das war das Wichtigste.

Wow, very nice, beautiful! Unfortunately, this hasn`t been reported in our media so far, although the media is full of reports about the NATO summit. The thousands of people of peace are still being categorically ignored. In Germany, media reporting changed significantly and was restricted almost suddenly on February 24, 2022. It largely said goodbye to serious, i.e. factual, critical (i.e. illuminating all aspects) and fact-based reports in favor of emotional and one-sided partisan reporting. Many essential aspects are also excluded that do not fit the simplified black and white narrative. What do you think is the cause of this one-sidedness and how do you assess the media coverage of the leading media in the USA - on your summit and on the Ukraine and Israel wars in general?

Well, the media in the United States - and internationally, really - are in a totally one-sided toward the propaganda that the governments put out. Here in the United States it was impossible for us to get any national media coverage for our very important counter summit. We did have some independent journalists who came and ultimately will be reporting on it, but none of the major TV stations, websites reported at all on it. We were not shocked, because the U.S. media does not cover that. It is a media that tragically is bought by the U.S. government and it reports what the U.S. government feels is important, not what the public should be knowing about. So, we do rely a lot on international coverage - you know, for various issues, like Aljazeera covering the war, the Israeli genocide of Gaza. We do have some independent groups like Mondoweiss or Palestine Eye and things like that. But they are very, very small in the media coverage scene. So, on the one level, sometimes we may get more international coverage. We had more international reporters that actually came to our rally at the White House on Sunday, than we had - we had absolutely zero U.S. media coverage at the rally at the White House from the United States. But we did have two TV stations from Slovakia and one from Finland. So, that was the only media coverage, that we got on that day.

Übersetzung auf Deutsch

Wow, sehr schön!

Leider wurde in unseren Medien bisher nicht darüber berichtet, obwohl die Medien voller Berichte über den NATO-Gipfel sind. Die Tausenden Menschen des Friedens werden immer noch kategorisch ignoriert. In Deutschland veränderte sich die mediale Berichterstattung signifikant und wurde am 24. Februar 2022 fast schlagartig eingeschränkt. Sie verabschiedete sich weitgehend von seriösen, d. h. sachlichen, kritischen (d. h. alle Aspekte beleuchtenden) und faktenbasierten Berichten zugunsten einer emotionalen und einseitigen parteiischen Berichterstattung. Dabei werden auch viele wesentliche Aspekte ausgeklammert, die nicht zum vereinfachten Schwarz-Weiß-Narrativ passen.

Was ist Deiner Meinung nach die Ursache für diese Einseitigkeit und wie beurteilst Du die mediale Berichterstattung der Leitmedien in den USA – zu Eurem Gipfel und zu den Kriegen in der Ukraine und Israel ganz allgemein?

Nun, die Medien in den Vereinigten Staaten – und eigentlich auch international – stehen der Propaganda der Regierungen völlig einseitig gegenüber. Hier in den Vereinigten Staaten war es für uns unmöglich, eine landesweite Medienberichterstattung über unseren sehr wichtigen Gegengipfel zu bekommen. Wir hatten einige unabhängige Journalisten, die kamen und letztendlich darüber berichten werden, aber keiner der großen Fernsehsender und Websites berichtete überhaupt darüber. Wir waren nicht schockiert, denn darüber berichten die US-Medien nicht. Es handelt sich um Medien, die tragischerweise von der US-Regierung gekauft werden und das berichten, was die US-Regierung für wichtig hält, und nicht darüber, worüber die Öffentlichkeit Bescheid wissen sollte. Daher verlassen wir uns in hohem Maße auf die internationale Berichterstattung – Du weißt schon schon, bei verschiedenen Themen, beispielsweise bei der Berichterstattung von Aljazeera über den Krieg und den israelischen Völkermord in Gaza. Wir haben einige unabhängige Gruppen wie Mondoweiss oder Palestine Eye und ähnliches. Aber sie sind in der medialen Berichterstattungsszene sehr, sehr klein. Einerseits erhalten wir also manchmal mehr internationale Berichterstattung. Wir hatten am Sonntag tatsächlich mehr internationale Reporter zu unserer Kundgebung im Weißen Haus als wir hatten – wir hatten absolut keine Berichterstattung in den US-Medien über die Kundgebung im Weißen Haus aus den Vereinigten Staaten. Aber wir hatten zwei Fernsehsender aus der Slowakei und einen aus Finnland. Das war also die einzige Medienberichterstattung, die wir an diesem Tag bekamen.

 

So, it`s just like the same how in Germany it goes.

Last year we met at the Vienna Peace Summit and I talked to you about the peace negotiation process. You referred to the UN`s already existing guidelines for ceasefire agreements, with emphasis on two different phases of negotiations: the first - and anything but trivial - for a stable ceasefire as a basis for the second for a lasting peace. Since the first phase is consistently excluded, you explicitly pointed it out again in an article and explained the steps in detail.

Now, there are current events that suggest that the first phase of negotiations for a ceasefire may have begun: e.g. Putin's offer to negotiate a ceasefire and just the day before yesterday Russia's peace plan with the proposal to jointly administer Crimea, Orban's trip to Kiev and Moscow with the main concern of a ceasefire, Glavchev's offer to propose Bulgaria as a mediator for peace talks at the NATO summit or Zelensky's rhetorical departure from the maximum demand, the restoration of the 1991 borders. How do you classify these processes? Are they a sign that we are moving into the first phase, or are they just another flash in the pan?

Well, we certainly hope, that they are an indicator that we`ll be moving forward on this. But, as stuck, as the U.S. is on apparently seeing Ukraine fight to the last person, I am not really too positive that this very important initiative by the russian federation is going to go anywhere. Jeffrey Sachs has written an excellent article that talks about the numbers of times that the russian federation has made proposals for peace talks, for negotiations. And they have been rebowed by the United States and therefore then rebowed by Ukraine, each time. So, even though this is a very detailed proposal and it could happen very easily with all of the main actors here in Washington, I am not positive at all, that the United States will take up this proposal. President Zelensky is here in Washington and there will be side meetings of the United States with him, but I´m not positive at all, that the United States will move forward with this. Tragically! Because that means more and more people are going to get killed in Ukraine and in Russia. And it`s a terrible indicator of how warlike the United States continues to be.

Übersetzung auf Deutsch

Es ist also genauso wie in Deutschland.

Wir trafen uns letztes Jahr auf dem Friedensgipfel in Wien und ich sprach mit Dir über den Prozess von Friedensverhandlungen. Du hast auf die bereits bestehenden UN-Leitlinien für Waffenstillstandsabkommen verwiesen mit der Betonung darauf, dass es zwei unterschiedliche Verhandlungsphasen gibt: die erste – und alles andere als triviale – für einen stabilen Waffenstillstand als Grundlage für die zweite für einen dauerhaften Frieden. Da die erste Phase durchgängig ausgeklammert wird, hast Du in einem Artikel noch einmal explizit darauf hingewiesen und die Schritte ausführlich erläutert.

Nun gibt es aktuelle Ereignisse, die darauf hindeuten, dass die erste Phase der Verhandlungen für einen Waffenstillstand begonnen haben könnte: z.B. Putins Angebot, einen Waffenstillstand auszuhandeln, und vorgestern Russlands Friedensplan mit dem Vorschlag, die Krim gemeinsam zu verwalten, Orbans Reise nach Kiew und Moskau mit dem Hauptanliegen eines Waffenstillstands, Glavchevs Angebot, auf dem NATO-Gipfel Bulgarien als Vermittler für Friedensgespräche vorzuschlagen oder Selenskyjs rhetorische Abkehr von der Maximalforderung, der Wiederherstellung der Grenzen von 1991.

Wie ordnest Du diese Vorgänge ein? Sind sie ein Zeichen dafür, dass wir uns in die erste Phase begeben, oder sind sie wieder nur ein Strohfeuer?

Nun, wir hoffen auf jeden Fall, dass sie ein Indikator dafür sind, dass wir hier vorankommen. Aber da es festgefahren ist und offenbar die USA dabei zusehen, wie die Ukraine bis zur letzten Person kämpft, bin ich mir nicht wirklich sicher, ob diese sehr wichtige Initiative der Russischen Föderation irgendwohin führen wird. Jeffrey Sachs hat einen hervorragenden Artikel geschrieben, in dem es darum geht, wie oft die Russische Föderation Vorschläge für Friedensgespräche und Verhandlungen gemacht hat. Und sie wurden jedes Mal von den Vereinigten Staaten und daher auch von der Ukraine neu gebeugt. Obwohl es sich also um einen sehr detaillierten Vorschlag handelt und er mit allen Hauptakteuren hier in Washington sehr leicht umgesetzt werden könnte, bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob die Vereinigten Staaten diesen Vorschlag annehmen werden. Präsident Selenskyj ist hier in Washington und es wird Nebentreffen der Vereinigten Staaten mit ihm geben, aber ich bin überhaupt nicht sicher, ob die Vereinigten Staaten damit vorankommen werden. Tragischerweise! Denn das bedeutet, dass in der Ukraine und in Russland immer mehr Menschen getötet werden. Und es ist ein schrecklicher Indikator dafür, wie kriegerisch die Vereinigten Staaten weiterhin sind.

Oh, that`s so sad. I had hope you had better news.

The message that came out of the NATO summit in Vilnius was: “NATO first, Ukraine later”. Ukraine should only become a member when it can no longer become an alliance case for NATO - so never. Zelensky was visibly upset and called it “unprecedented and absurd”. The assession would weaken NATO, so there was a conflict of objectives and NATO decided to strengthen itself. Article 1 of the final declaration states: “This summit marks a milestone in strengthening our alliance.” So that’s what it’s all about.

So today the crucial question is: Is it still about Ukraine or just about NATO? What interests does NATO (or the US, which dominates it) primarily pursue and is there a new geostrategic alignment?

Well, President Zelensky was upset a year ago and he`s still upset. The number of NATO countries that continue to do arms transfers to Ukraine is still large. But he can see - and the world can see - that NATO is shifting, shifting from Europe on to Asia and the Pacific. I live in Hawaii, and right now the realm of the Pacific Naval exercises, the largest naval war practise in the world, is going on. And there are 29 countries participating, 8 of them are from NATO. So, NATO is moving into the Pacific. And their partnerships, that they`ve had with Columbia - now they have them with South Korea, Japan, Australia, New Zealand. It shows that NATO is not just a European or North American organization, it definitely is now, what we call: Global NATO. And that is a very worrysome development for all of us. This military alliance is now thinking that it is an alliance for any crisis anywhere in the world.

Übersetzung auf Deutsch

Oh, das ist so traurig. Ich hatte gehofft, dass du bessere Neuigkeiten hättest.

Die Botschaft des NATO-Gipfels in Vilnius lautete: „Zuerst die NATO, dann die Ukraine.“ Die Ukraine sollte nur dann Mitglied werden, wenn sie kein Bündnisfall mehr für die NATO sein kann – also niemals. Selenskyj war sichtlich verärgert und nannte es „beispiellos und absurd“. Der Beitritt würde die NATO schwächen, sodass es zu einem Zielkonflikt kam und die NATO beschloss, sich zu stärken. In Artikel 1 der Abschlusserklärung heißt es: „Dieser Gipfel markiert einen Meilenstein bei der Stärkung unseres Bündnisses.“ Darum geht es also.

Die entscheidende Frage lautet also heute: Geht es noch um die Ukraine oder nur noch um die NATO? Welche Interessen verfolgt die NATO (bzw. die sie dominierenden USA) vorrangig und gibt es eine neue geostrategische Ausrichtung?

Nun, Präsident Zelenski war vor einem Jahr verärgert und ist immer noch verärgert. Die Zahl der NATO-Staaten, die weiterhin Waffentransfers in die Ukraine durchführen, ist immer noch groß. Aber er kann sehen – und die Welt kann sehen –, dass sich die NATO verlagert, von Europa nach Asien und in den Pazifik. Ich lebe auf Hawaii und im Moment finden dort die Übungen der Pazifikflotte statt, die größte Seekriegsübung der Welt. Und es nehmen 29 Länder teil, 8 davon sind NATO-Mitglieder. Die NATO rückt also in den Pazifik vor. Und ihre Partnerschaften, die sie mit Kolumbien hatten – jetzt haben sie sie mit Südkorea, Japan, Australien, Neuseeland. Es zeigt, dass die NATO nicht nur eine europäische oder nordamerikanische Organisation ist, sondern definitiv das, was wir nennen: globale NATO. Und das ist für uns alle eine sehr besorgniserregende Entwicklung. Dieses Militärbündnis denkt nun, es sei ein Bündnis für jede Krise überall auf der Welt.

 

So, that`s the topic for my next question, so, you almost answered it. But I`ll read it:

Hardly noticed in Europe, whose attention is absorbed by the wars in Ukraine and in Israel, the situation in East Asia is more tense than ever before. A slow geopolitical revolution is taking place - NATO, which was once focused on the Atlantic, is turning to the Pacific.

The North Korean news agency KNCA wrote: “NATO’s “chariot” is racing towards the Asia-Pacific.“ And Chinese Foreign Ministry spokesman Wang Wenbin said: “We have seen what NATO has done in Europe. It must not now attempt to sow chaos here in the Asia-Pacific region or anywhere else in the world.” China's Defense Ministry has accused NATO of being a warmonger. Wu Qian said: "It's fair to say NATO is like a walking war machine, wherever it goes, there`ll be instability."

As NATO celebrates its 75th anniversary, what do you think of the move to expand NATO's sphere of influence into the Indo-Pacific? How should the world's ongoing multipolarity be organized?

Well, as I mentioned, we`re certain in saying that NATO is very well becoming a global military alliance. I will add to what I mentioned previously, that we should have great concern about of what NATO countries are doing on the Israely genocide on Gaza, the weapons transfers of many NATO countries to Israel. It`s not just the United States that is providing weapons to Israel, although we are providing a great number of them, but Germany is providing weapons. And in fact, the German government has been sued by the Nicaraguan government for its complicity in the genocide, that the Israelis are conducting in Gaza. It is very, very troubling, that the NATO countries - whether it`s under the name of the alliance or because they`re all allied anyway,  and particulary, when the U.S. gives an order - we need to support. We need to support Ukraine, we need to support Israel, that all of the sudden, all of these countries, do the bidding of the United States and sending these weapons to further conflict.

I was called in November to be an expert witness at the UN Security Council on the issue of weapons transfers.

And that is the sum of what I spoke about, it was: as long as countries headed by the United States keep transferring weapons into these conflicts, then the conflicts will continue.

The only one way to induce an ultimately end of the conflicts is to stop transferring these weapons.

And the UN Security Council wanted information about transfers into Ukraine.

I took the liberaty of talking about the weapons transfers that the United States and other countries were making into Israel, which was prolonging and still prolongs nine months later the Israel genocide of Gaza.

Übersetzung auf Deutsch

Das betrifft direkt schon meine nächste Frage, Du hast sie schon fast beantwortet. Aber ich werde sie lesen:

Kaum wahrgenommen in Europa, dessen Aufmerksamkeit von den Kriegen in der Ukraine und in Israel absorbiert wird, ist die Lage in Ostasien angespannt wie nie zuvor.

Es findet eine langsame geopolitische Revolution statt – die NATO, die einst auf den Atlantik konzentriert war, wendet sich dem Pazifik zu. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KNCA schrieb: „Der „Streitwagen“ der NATO rast in Richtung Asien-Pazifik.“ Und der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, sagte: „Wir haben gesehen, was die NATO in Europa getan hat. Sie sollte jetzt nicht versuchen, Chaos hier im asiatisch-pazifischen Raum oder anderswo auf der Welt zu verursachen.“ Chinas Verteidigungsministerium warf der NATO Kriegstreiberei vor. Wu Qian sagte: „Man kann mit Recht sagen, dass die NATO wie eine wandelnde Kriegsmaschine ist. Wohin sie auch geht, es wird Instabilität geben.“

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der NATO – was hältst Du von dem Schritt, den Einflussbereich der NATO auf den Indopazifik auszudehnen? Wie soll die anhaltende Multipolarität der Welt organisiert werden?

Nun, wie ich bereits erwähnt habe, können wir mit Sicherheit sagen, dass die NATO auf dem direkten Weg ist, ein globales Militärbündnis zu werden. Ich möchte zu dem, was ich zuvor erwähnt habe, hinzufügen, dass wir große Besorgnis darüber haben sollten, was die NATO-Länder im Zusammenhang mit dem israelischen Völkermord in Gaza und den Waffenlieferungen vieler NATO-Länder an Israel tun. Es sind nicht nur die Vereinigten Staaten, die Waffen an Israel liefern, obwohl wir eine große Anzahl davon liefern, sondern auch Deutschland liefert Waffen. Und tatsächlich wurde die deutsche Regierung von der nicaraguanischen Regierung wegen ihrer Mitschuld am Völkermord, den die Israelis in Gaza begehen, verklagt. Es ist sehr, sehr beunruhigend, dass wir die NATO-Länder – sei es unter dem Namen des Bündnisses oder weil sie sowieso alle verbündet sind, und insbesondere wenn die USA einen Befehl erteilen – unterstützen müssen. Wir müssen die Ukraine unterstützen, wir müssen Israel unterstützen, damit plötzlich alle diese Länder den Befehlen der Vereinigten Staaten folgen und diese Waffen für weitere Konflikte einsetzen.

Im November wurde ich als Sachverständige zum Thema Waffentransfers in den UN-Sicherheitsrat berufen. Und das ist die Zusammenfassung dessen, worüber ich gesprochen habe: Solange Länder unter der Führung der USA weiterhin Waffen in diese Konflikte transferieren, werden die Konflikte weitergehen. Die einzige Möglichkeit, ein endgültiges Ende der Konflikte herbeizuführen, besteht darin, den Transfer dieser Waffen zu stoppen. Und der UN-Sicherheitsrat wollte Informationen über Transfers in die Ukraine. Ich habe mir erlaubt, über die Waffentransfers der Vereinigten Staaten und anderer Länder nach Israel zu sprechen, die den israelischen Völkermord in Gaza verlängerten und auch neun Monate später noch verlängern.

The NATO-Russia Founding Act of 1997 had the primary aim of creating a relationship of mutual trust in a common security and stability area by means of confidence-building measures and disarmament. For example, no militarily substantial NATO combat troops should be stationed in the new alliance states, and others should not be stationed permanently and nuclear weapons should be avoided. Today, thousands of – alone - Bundeswehr soldiers are permanently stationed in Lithuania. And President Andrzej Duda recently declared that Poland was ready to deploy NATO nuclear weapons. I have 2 questions about it:

1. Under these circumstances: Do you see any opportunity to break out of the escalation spiral and return to the original, comprehensively defined concept of security? And if so, what would be necessary and what realpolitical steps would have to be taken?

It`s horrible what`s happening in terms of the expansion of U.S. and NATO forces, in Poland, in Romania. The largest U.S. military base in Europe now is not in Germany, where it was for decades, but now in Poland. So, the expansion of U.S. militarism in Europe is proceeding in a rapid pace. And the number of military war practices, ground practices, are increasing. The largest defender exercises every other year are being held in Europe, the numbers of U.S. military and NATO military that are practicing right on the border of the Russian federation is definitely worries to President Putin, as it should be worries to all of us. Because if NATO is doing its war practice right on that border, then the only logical thing that the Russian federation can do is to protect itself from potentually an invasion, even though NATO and U.S. would say: "Oh, we`re not talking at all about an invasion, we`re just practicing." But what are you listening for? But then when the Russian federation takes steps to protect itself then it`s: "Oh, the Russians are getting ready to invade everybody else." And that`s used by the Baltic states to say: "We are the first ones that will be invaded and therefore, we have to increase our military and allow NATO to have all sorts of wargames in our countries." So, the whole concept from 40 years ago has been thrown out the window. It`s not a cold war anymore, it`s a hot war, that`s going on. It`s a hot situation, that could very easily with miscalculation mistake turn into a full fledged military war. 

Übersetzung auf Deutsch

Die NATO-Russland-Grundakte von 1997 hatte das vorrangige Ziel, durch vertrauensbildende Maßnahmen und Abrüstung ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis in einem gemeinsamen Sicherheits- und Stabilitätsraum zu schaffen. Beispielsweise sollten in den neuen Bündnisstaaten keine militärisch bedeutsamen NATO-Kampftruppen und andere nicht dauerhaft stationiert und auf Atomwaffen verzichtet werden.

Heute sind allein tausende Bundeswehrsoldaten dauerhaft in Litauen stationiert. Und Präsident Andrzej Duda erklärte kürzlich, dass Polen bereit sei, Atomwaffen der NATO zu stationieren.

Ich habe 2 Fragen dazu:

1. Unter diesen Umständen: siehst Du irgendeine Möglichkeit, wie man aus der Eskalationsspirale ausbrechen und zum ursprünglichen, umfassend definierten Sicherheitsbegriff zurückkehren könnte? Und falls ja, was wäre dafür nötig und welche realpolitischen Schritte müssten unternommen werden?

Es ist schrecklich, was in Bezug auf die Ausweitung der US- und NATO-Streitkräfte in Polen und Rumänien passiert. Der größte US-Militärstützpunkt in Europa befindet sich jetzt nicht mehr in Deutschland, wo er sich jahrzehntelang befand, sondern jetzt in Polen. Die Ausweitung des US-Militarismus in Europa schreitet also rasant voran. Und die Zahl der militärischen Kriegsübungen, Bodenübungen, nimmt zu. Die größten Verteidigungsübungen alle zwei Jahre finden in Europa statt. Die Zahl der US-Militärs und NATO-Militärs, die direkt an der Grenze der Russischen Föderation üben, bereitet Präsident Putin auf jeden Fall Sorgen, wie es uns allen Sorgen bereiten sollte. Denn wenn die NATO ihre Kriegspraxis genau an dieser Grenze durchführt, dann ist das einzig Logische, was die Russische Föderation tun kann, sich vor einer möglichen Invasion zu schützen, auch wenn die NATO und die USA sagen würden: „Oh, wir reden doch nicht von einer Invasion, wir üben nur.“ Aber wem hörst Du zu? Aber wenn die Russische Föderation dann Schritte unternimmt, um sich zu schützen, dann heißt es: „Oh, die Russen bereiten sich darauf vor, alle anderen zu überfallen.“ Und das wird von den baltischen Staaten genutzt, um zu sagen: „Wir sind die ersten, die überfallen werden, und deshalb müssen wir unser Militär verstärken und der NATO erlauben, in unseren Ländern alle möglichen Kriegsspiele durchzuführen.“ Damit wurde das gesamte Konzept von vor 40 Jahren über den Haufen geworfen. Es ist kein kalter Krieg mehr, es ist ein heißer Krieg, der weitergeht. Es ist eine heiße Situation, die durch einen Fehleinschätzungsfehler sehr leicht in einen ausgewachsenen Militärkrieg münden könnte.

Terrible! And absurd, because of NATO article 5.

2. This large-scale rearmament, the militarization of society and also the required “change in mentality” including the recruitment of young people is based on the constantly repeated claim, that Putin had (quote) “clearly said” that after the Ukraine they would attack other European countries.

Would demanding ultimate proof of this claim be a first step toward de-escalation (we are currently trying this in the Bundestag but have less hope) or how do you think we can penetrate with facts?

I`d like to add: There are other unproven allegations or even secrecy, such as the Nord Stream attack. This was an attack on our national security, but our government is turning the tables and saying that information about it affects our national security. Meanwhile, the NATO members Denmark and Sweden have stopped the investigation. That can actually only mean that “friendship” is relative in foreign policy relations or even in the NATO, isn`t it?

Well, there`s certainly a lot of propaganda that each of the countries is putting out. And this whole thing that the Russian federation is ready to invade Europe all the way to the Atlantic Ocean is nonsense. I mean, that`s just pure propaganda. It`s so dangerous for international relations, what some of the governments are putting out, including the United States. I mean, this terrible incidence that have happened, the blowing up of the Nord Stream pipelines have not been formally investigated and publically reported on the results of the investigation. And the written and oral suspicions that governments have, that it wasn`t - I guess the word is, that it was Russia that blew up their own pipelines. How ridiculous is that? And who benefitted from the blowing up of it. It certainly was Russia who was making money out of it. Who ever blew it up, wanted to make sure that the Russian federation did not make any money out of this. And one of their primary means of financial transactions, the selling of gas and oil to European countries, that becomes foremost one of the sanctions on Russia. And to allow that pipeline to continue, in the view of - for certainly the United States - was breaking the sanctions. Now, for other countries that were benefitting from having a cheaper natural gas and oil coming in - we would question: Why would they want to blow up their source of cheaper fuel? So, the indications are not, that Russia blew it up - I mean for us, as Amateur detectives. That doesn`t make a bit of sense. And yet now we have, as you mentioned, that the investigations have been ended, although I would say, they know exactly what happenend. They`re just not making public, who actually did it.

Übersetzung auf Deutsch

Schrecklich! Und absurd, wegen NATO-Artikel 5.

2. Diese groß angelegte Aufrüstung, die Militarisierung der Gesellschaft und auch der erforderliche „Mentalitätswechsel“ einschließlich der Rekrutierung Jugendlicher basiert auf der immer wiederkehrenden Behauptung, Putin habe (Zitat) „klar gesagt“, dass sie nach der Ukraine weitere europäische Länder angreifen würden.

Wäre die Forderung nach einem endgültigen Beweis dieser Behauptung ein erster Schritt zur Deeskalation (wir versuchen das derzeit im Bundestag, haben aber weniger Hoffnung) oder wie können wir Deiner Meinung nach mit Fakten durchdringen?

Ich möchte hinzufügen: Es gibt noch andere unbewiesene Vorwürfe oder sogar Geheimhaltung, wie zum Beispiel zum Nord-Stream-Angriff. Dies war ein Angriff auf unsere Nationale Sicherheit, aber unsere Regierung dreht den Spieß um und sagt, dass Informationen darüber unsere Nationale Sicherheit beeinträchtigen. Unterdessen haben die Nato-Mitglieder Dänemark und Schweden die Ermittlungen eingestellt. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass „Freundschaft“ in außenpolitischen Beziehungen oder sogar in der NATO relativ ist, nicht wahr?

Nun, es gibt sicherlich eine Menge Propaganda, die jedes der Länder verbreitet. Und diese ganze Behauptung, die Russische Föderation sei bereit, bis zum Atlantik in Europa einzumarschieren, ist Unsinn. Ich meine, das ist reine Propaganda. Es ist so gefährlich für die internationalen Beziehungen, was einige Regierungen, darunter auch die Vereinigten Staaten, verbreiten. Ich meine, dieser schreckliche Vorfall, die Explosion der Nord Stream-Pipelines, wurde nicht offiziell untersucht und über die Ergebnisse der Untersuchung wurde nicht öffentlich berichtet. Und die schriftlichen und mündlichen Vermutungen, die Regierungen haben, dass es nicht so war – ich schätze, es heißt, dass es Russland war, das seine eigenen Pipelines in die Luft gesprengt hat. Wie lächerlich ist das? Und wer hat von der Explosion profitiert? Es war sicherlich Russland, das damit Geld verdiente. Wer es jemals in die Luft gesprengt hat, wollte sicherstellen, dass die Russische Föderation damit kein Geld verdient. Und eines ihrer wichtigsten Mittel für Finanztransaktionen, der Verkauf von Gas und Öl an europäische Länder, wird zu einer der wichtigsten Sanktionen gegen Russland. Und die Weiterführung dieser Pipeline zuzulassen, war aus Sicht der USA – vor allem der Vereinigten Staaten – ein Verstoß gegen die Sanktionen. Was nun andere Länder betrifft, die von der Versorgung mit billigerem Erdgas und Erdöl profitierten, würden wir uns fragen: Warum sollten sie ihre Quelle für billigeren Treibstoff in die Luft jagen wollen? Es gibt also keine Anzeichen dafür, dass Russland die Sache in die Luft gejagt hat – ich meine für uns als Amateurdetektive. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Doch jetzt wurden, wie Du erwähnt hast, die Ermittlungen eingestellt, obwohl ich sagen würde, dass sie genau wissen, was passiert ist. Sie machen einfach nicht öffentlich, wer es tatsächlich getan hat.

You`ve been working for peace for over 20 years now. Can you tell us something about your everyday peace work? Do you feel a change since the Ukraine escalation and perhaps also after the Middle East escalation and which voices are reaching you, what are their core concerns? Especially now in connection with the peace summit: what is your résumé until now and how do you look to the future?

Well, yes, I`ve now been a part of the peace movement since my resignation in 2003, so that`s 21 years. I resigned over the Iraq War. There was a huge mobilization against the Iraq War and to an extend to the continued war in Afghanistan. And then there`s been kind of a low. But the decision of the Russian federation to invade parts of Ukraine, saying that Ukraine had crossed the red line that they had in the negotiations on accession in the NATO and the treatment of Russian speakers in the Donbass region. I mean, all of those are certainly areas of concern, but it does not justify my opinion at all, the Russian decision to conduct the war on Ukrainians oil. And for us in the U.S., there`s certainly a huge number of U.S. citizens that say: "Of course, Ukraine has to defend itself, the U.S. must come to the aid of Ukraine." And trying to counter that  narrative in terms of - I mean, I agree, they do have the right to defend themselves from any invasion - but trying to move toward resolving the issues of accession to NATO, better treatment of the people in the Donbass, things like that. Doing it by nonmilitary means is the way to do it, which actually the Minsk I and Minsk II agreements were all about. That were torpedoed in great measure by the U.S. and the UK. So, the mobilization on the Ukraine war has had a certain effect, although it`s been a devisive one, I would say, in the peace movement in the United States. Because a lot of people on the peace movement say: "Yes, Ukraine must defend itself and yes, there should be negotiations. others say: "Let`s just get the negotiations right now."

And on the issue of the genocide of Gaza: that has propably brought more people working on trying to get a ceasefire and a settlement of issues. And despite the huge numbers of people worldwide, that have come out to say "There must be a ceasefire, there must be negotiations", the U.S. government continues to support the Zionist Israeli war government and its genocide of the people of Gaza. And we have been in the U.S. congress every day since November. We have had hundreds of people in the U.S. congress. Everyday we had anywhere from 10 to 20 to 50 people, that are going to 15, 20, 30 offices in both the house of Representatives and the Senate to pleed with the Congress people to sign for a ceasefire and do not vote for any more weapons to Israel. And yet, we only have 80, eight zero, members of Congress that have called for a ceasefire out of 535. So, the congress is dugging on support for Israel, because most of the Congresspeople get payments from Zionist related organizations, like AIPAC, the American Israel Public Affairs Community. And they know, that they will suffer during the elections, because millions of Dollars will put into the campaigns to have them thrown out of congress. So, it`s so difficult when you see in your very eyes a genocide occurring and you can`t get your own government, our U.S. government, to stop funding Israel and to threaten the State of Israel to say: "If you don`t stop this, we will put a gate on you, we will put sanctions on you, we will do everything we can do to make you stop killing Palestinians, both in Gaza and in the West Bank. And stop the settlements, that continue to grow on Palestinian lands."

So, while we do the big mobilizations, finally Joe Biden has said: "Yes, there must be a ceasefire and yes, there must be negotiations." But it took him 7 months, before he said that word ceasefire. And in that period of time, over 20.000 Palestinians had been killed. And plus, we know, that Tens of thousands are still under the ruins that no one can get to.

Übersetzung auf Deutsch

Du setzt Dich jetzt seit über 20 Jahren für den Frieden ein. Kannst Du  uns etwas über Deine alltägliche Friedensarbeit erzählen? Spürst Du eine Veränderung seit der Eskalation in der Ukraine und vielleicht auch nach der Eskalation im Nahen Osten und welche Stimmen erreichen Dich, was sind deren Kernanliegen? Und gerade jetzt im Zusammenhang mit dem Friedensgipfel: Wie sieht Dein bisheriges Resümee aus und wie blickst Du in die Zukunft?

Nun ja, ich bin seit meinem Rücktritt im Jahr 2003, also seit 21 Jahren, Teil der Friedensbewegung. Ich bin wegen des Irak-Krieges zurückgetreten. Es gab eine große Mobilisierung gegen den Irak-Krieg und in gewissem Maße auch gegen den anhaltenden Krieg in Afghanistan. Und dann gab es so etwas wie einen Tiefpunkt. Aber die Entscheidung der Russischen Föderation, in Teile der Ukraine einzumarschieren, erklärend, dass die Ukraine die rote Linie überschritten habe, die sie in den Verhandlungen über den Beitritt zur NATO und die Behandlung russischsprachiger Menschen in der Donbass-Region hatten. Ich meine, all das sind sicherlich Bereiche, die Anlass zur Sorge geben, aber das rechtfertigt überhaupt nicht meine Meinung, die russische Entscheidung, den Krieg gegen das ukrainische Öl zu führen. Und für uns in den USA gibt es sicherlich eine große Anzahl von US-Bürgern, die sagen: „Natürlich muss sich die Ukraine verteidigen, die USA müssen der Ukraine zu Hilfe kommen.“ Und wir versuchen, diesem Narrativ entgegenzuwirken, indem wir – ich meine, ich stimme zu, sie haben das Recht, sich gegen jede Invasion zu verteidigen – aber versuchen, die Probleme des NATO-Beitritts, einer besseren Behandlung der Menschen im Donbass zu lösen, Sachen wie diese. Dies mit nichtmilitärischen Mitteln zu tun ist der richtige Weg, worum es eigentlich in den Minsk-I- und Minsk-II-Abkommen ging. Diese wurden in großem Umfang von den USA und Großbritannien torpediert. Die Mobilisierung im Ukraine-Krieg hatte also eine gewisse Wirkung, auch wenn sie, würde ich sagen, eine entscheidende Wirkung auf die Friedensbewegung in den Vereinigten Staaten hatte. Denn viele Leute in der Friedensbewegung sagen: „Ja, die Ukraine muss sich verteidigen und ja, es sollte Verhandlungen geben. Andere sagen: „Lasst uns jetzt gleich mit den Verhandlungen beginnen.“

 

Und zum Thema des Völkermords in Gaza: Das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass mehr Menschen daran arbeiten, einen Waffenstillstand und eine Lösung der Probleme zu erreichen. Und trotz der großen Zahl von Menschen weltweit, die gesagt haben: „Es muss einen Waffenstillstand geben, es muss Verhandlungen geben“, unterstützt die US-Regierung weiterhin die zionistische israelische Kriegsregierung und ihren Völkermord an den Menschen in Gaza.

Und seit November sind wir jeden Tag im US-Kongress. Wir hatten Hunderte von Menschen im US-Kongress. Jeden Tag waren zwischen 10, 20 und 50 Leute da, die in 15, 20, 30 Büros sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat gingen, um die Kongressabgeordneten zu bitten, einen Waffenstillstand zu unterzeichnen und nicht für weitere Waffen zu stimmen nach Israel. Und doch haben wir bisher nur 80, also acht null, Kongressabgeordnete, die einen Waffenstillstand gefordert haben - von 535. Der Kongress setzt also auf Unterstützung für Israel, weil die meisten Kongressabgeordneten Zahlungen von zionistischen Organisationen wie AIPAC erhalten, der American Israel Public Affairs Community. Und sie wissen, dass sie während der Wahlen leiden werden, weil Millionen von Dollar in den Wahlkampf gesteckt werden, um sie aus dem Kongress zu werfen. Es ist also so schwierig, wenn man mit eigenen Augen sieht, dass ein Völkermord stattfindet, und man kann seine eigene Regierung, unsere US-Regierung, nicht dazu bringen, die Finanzierung Israels einzustellen und dem Staat Israel zu drohen, zu sagen: „Wenn Ihr das nicht stoppt, werden wir auf Abstand gehen, wir werden Sanktionen gegen Euch verhängen, wir werden alles tun, was wir tun können, damit ihr aufhört, Palästinenser zu töten, sowohl in Gaza als auch im Westjordanland. Und stoppt die Siedlungen, die weiterhin auf palästinensischem Land anwachsen.“

Während wir also die großen Mobilisierungen durchführen, hat Joe Biden schließlich gesagt: „Ja, es muss einen Waffenstillstand geben und ja, es muss Verhandlungen geben.“ Aber es dauerte sieben Monate, bis er das Wort Waffenstillstand aussprach. Und in diesem Zeitraum wurden über 20.000 Palästinenser getötet. Und außerdem wissen wir, dass Zehntausende immer noch unter den Trümmern liegen, zu denen niemand gelangen kann.

 

It`s so cruel! And, as you said, it`s all about money, not about lives. No, it`s about the money. - Cruel!

Then, something perhaps positive, my last question:

You (with all of us) say: NO to NATO, YES to PEACE! If you could dream for a moment: What would a world without NATO look like?

Well, a world without NATO would look like each of the countries setteling NATO would have better Health systems, better Education systems, better benefits for their citizens. Because money that is now being spent on military weapons will now being spent for making life better for their citizens. So, I think it would be a very positive world, if we were able to use the money that goes into NATO and use it for really life-affoning things for people. That would make the world much safer and a more liveable place. And it would make mother Earth feal much better. Because I think, mother Earth is now telling us again and again and again, that all of these wars and all of the environmental effects of wars are something she is not going to put up with. And she will take actions against us, and climate changes, that make this planet unbearable for us humans and get rid of us, if we`re not able to care of her, Mother earth.

Übersetzung auf Deutsch

Es ist so grausam! Und wie Du sagtest, es geht nur ums Geld, nicht um Leben. - Nein, es geht ums Geld. - Grausam!

Dann... - vielleicht etwas Positives, meine letzte Frage:

Du (wie wir alle) sagst: NEIN zur NATO, JA zum FRIEDEN!

Wenn Du einen Moment träumen dürftest: Wie würde eine Welt ohne NATO aussehen?

Nun, eine Welt ohne NATO würde so aussehen, als hätten alle Länder, die die NATO gründen, bessere Gesundheitssysteme, bessere Bildungssysteme und bessere Leistungen für ihre Bürger. Denn Geld, das jetzt für Militärwaffen ausgegeben wird, würde jetzt dafür ausgegeben, das Leben ihrer Bürger zu verbessern. Ich denke, es wäre eine sehr positive Welt, wenn wir das Geld, das in die NATO fließt, für wirklich lebenswichtige Dinge für die Menschen verwenden könnten. Das würde die Welt viel sicherer und lebenswerter machen. Und Mutter Erde würde sich dadurch viel besser fühlen. Denn ich denke, Mutter Erde sagt uns jetzt immer und immer wieder, dass sie all diese Kriege und alle Umweltauswirkungen von Kriegen nicht dulden wird. Und sie wird Maßnahmen gegen uns ergreifen und den Klimawandel, die diesen Planeten für uns Menschen unerträglich machen - und uns loswerden wollen, wenn wir nicht in der Lage sind, uns um sie, Mutter Erde, zu kümmern.

 

Yes, that`s right, beautiful! Thank you very much for the interview and taking the time.

It`s a pleasure to be with you, thank you.

Übersetzung auf Deutsch

Ja, genau, wie schön! Vielen Dank für das Interview und die Zeit, die Du Dir genommen hast.

Es ist mir eine Freude, bei Dir zu sein, vielen Dank.

 

The interview was conducted by Tanja Stopper, technical support by Kristine Karch.

Ann Wright absolvierte die University of Arkansas mit einem Abschluss in Rechtswissenschaft. Danach entschied sie sich für eine Laufbahn in den Streitkräften der Vereinigten Staaten. An der Seekriegsakademie machte sie ihren Master in Äußerer Sicherheit. Von 1982 bis 1984 war sie in Fort Bragg stationiert. Zu einer ihrer ersten Aufgaben gehörte die Planung von Wiederaufbaumaßnahmen nach den Militäraktionen in Grenada und Somalia. In dieser Zeit arbeitete sie auch schon an Notfallplänen im Rahmen von mehreren Kriegsplanungen. Eine davon war die Invasion des Irak.

Im Jahre 1987 trat sie in den United States Foreign Service, einer Abteilung des Außenministeriums der Vereinigten Staaten, ein. In diesem Rahmen war sie Stabschefin der US-Botschaften von Afghanistan, Sierra Leone, Mikronesien, Mongolei, Usbekistan, Kirgisistan, Grenada und Nicaragua.

Am 19. März 2003, einen Tag vor dem Beginn des Irakkrieges, trat sie aus Protest gegen den Irakkrieg von ihrem Dienst beim Auswärtigen Dienst und den Streitkräften zurück. In einem Brief an den damaligen Außenminister Colin Powell legte sie ihre Gründe dar. Seitdem nahm sie an vielen Aktionen der Friedensbewegung, wie der Verteidigung von Ehren Watada (2006), Ship to Gaza 2010 oder Blockade der Ramstein Air Base 2017, teil.

Mary Ann Wright wurde im November 2018 mit dem Blue Planet Award der Stiftung ethecon Ethik & Ökonomie ausgezeichnet.


Eine Botschaft an die NATO aus allen Teilen der Welt

...on the threats to international peace and security with Ann Wright, skynews, live übertragen am 11.12.2023 

Watch from the UN headquarters in New York, as world leaders discuss the threats to international peace and security.

"Ich glaube, dass die Politik der US-Regierung die Welt zu einem gefährlicheren Ort macht.

Ich fühle mich moralisch und beruflich verpflichtet, meine tiefen und festen Bedenken hinsichtlich dieser Politik zum Ausdruck zu bringen und aus dem Staatsdienst zurückzutreten, da ich sie nicht verteidigen oder einbringen kann."

Ann Wright


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