An dieser Stelle möchte ich auf einen m.E. sehr wertvollen Gastbeitrag von Jan Opielka in der Berliner Zeitung hinweisen:
"Will Blinken 18- bis 25-jährige Ukrainer in den Krieg schicken? „Das macht mich zornig“
Der Ukrainekrieg könnte bald mit Donald Trump beendet werden. Trotzdem wollen die Demokraten jetzt noch weitere Vorstöße. Das macht unseren Autor wütend.
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain schrieb einmal: „Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie reimt sich.“ Tatsächlich? Lassen Sie es uns prüfen. Der Oscar-prämierte Film „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahr 2022, auf Grundlage des gleichnamigen Buches von Erich Maria Remarque, zeigt eindrücklich die Sinnlosigkeit des Gemetzels des Ersten Weltkriegs. Und er zeigt, wer an der Front stirbt – und wer, weit hinter der Front, nicht stirbt..."
Er schreibt über diejenigen, die über die "Macht verfügen, andere zum Kampf oder zum Rückzug zu befehligen", über ihre Skrupellosigkeit, deren Distanz zum Geschehen und deren Interessen, die über allem stehen. Es geht um die Gleicheren unter den Gleichen, um die Aufforderer und die Aufgeforderten, um diejenigen, die zwar verantwortlich sind, sich aber niemals verantworten müssen und um diejenigen, die in ihrem Namen stellvertretend büßen.
Ganz konkret bezieht er sich auf die skandalöse Forderung Blinkens und Anderer, 18-Jährige in der Ukraine an die Front zu schicken und stellt die Frage, ob Blinken seinen eigenen 18-jährigen Sohn in den Kampf schicken würde. Mich erinnerte dieser Text direkt an die Aussage von Ursula von der Leyen zu Auslandseinsätzen ihrer eigenen Kinder und an das Interview von Erich Vad und Johannes Varwick vor einem 3/4 Jahr (Würde Strack-Zimmermann ihre Söhne an die Front schicken?).
"Es ist kein Zynismus, der mich solche semifiktiven Worte und Szenen schreiben lässt.
Es ist die blanke Ohnmacht und grenzenloser Zorn.
Ohnmacht und Zorn angesichts all dieser westlichen Kriegstreiber in Maßanzügen, für die der Tod Abertausender (junger) ukrainischer Männer und Frauen den Wert einer Zahl oder einer Waffe hat. Durch die sich am politischen Horizont abzeichnenden, aus dem Trump-Lager durchsickernden Pläne zur Beendigung des Krieges wirken Forderungen nach einer Mobilisierung von faktischen Jugendlichen – und damit nach noch mehr Toten – noch schriller: in ihrer Kaltblütigkeit, in ihrer Schamlosigkeit, in ihrer Bodenlosigkeit...
Wofür sollen die neu zu Rekrutierenden sterben – für das Halten von ukrainischem Land vor dem unvermeidlichen Waffenstillstand?
Wie ist dabei die Rechnung?
1000 neue Soldaten im Alter von 18 bis 25 Jahren ist gleich 100 Quadratmeter Erde?..."
Und Jan Opielka ist fassungslos ob der Tatsache, dass es keinen Aufschrei in unseren Leitmedien gibt. Noch nicht einmal einer Erwähnung wert ist die "Forderung, volljährige Jugendliche an die Front zu schicken, die in ihren Staaten millionenfach noch zur Schule gehen oder vor dem Abitur stehen".
Seine Ausgangsfrage zu Mark Twains Zitat beantwortet Jan Opielka am Ende:
„Ja, sie reimt sich. Und: Sie wiederholt sich.
Denn die grundlegenden Strukturen von Macht, Befehlsgewalt, Gehorsam, Hierarchie, und vor allem des Wertes, den zu viele Regierende jenen „einfachen Menschen“ beimessen, die stets am Anfang, inmitten und am Ende eines jeden Krieges sterben – sie haben sich auch 106 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges,
der erstmals massenhaft und systematisch Jugendliche in den sicheren Tod schickte,
nicht wesentlich geändert – trotz Demokratisierung und „Fortschritt“."
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