Lanz & Precht über Indien und Weltordnung

Veröffentlicht am 25. April 2023 um 12:12

"Indien ist nicht nur die größte Demokratie der Welt, sondern seit kurzem auch das bevölkerungsreichste Land der Erde. Und: Indien will Supermacht werden. Was bedeutet das für Deutschland und seine Außenpolitik?

Der Subkontinent hat ein klares Bild vor Augen, multipolare Weltordnung heißt das Stichwort dazu. Aber wird die Welt dadurch wirklich zu einem sichereren Ort? Darüber sprechen Markus Lanz und Richard David Precht in dieser Ausgabe."

„...Wenn man das erkennt, was für ein Risiko in einer solchen Weltsituation besteht: äußerste Vorsicht und Sensibilität! (…)

Möglichst alles zu verhindern, was die Konfrontation verschärft.

Denn die Konfrontation ist ja nicht gewinnbar. (…)

Sie missionieren nicht, indem sie sagen, die ganze Welt muss jetzt so werden wie China. Das Interessante ist: wer missioniert eigentlich mit seinen Werten? (…)

Warum ist das für unser Selbstverständnis nicht zu vertreten, dass ein Land wie China einen anderen Weg politisch geht, eben keine Demokratie ist, als wir. Warum können wir nicht sagen, es ist deren Sache? Warum können wir sie nicht in Ruhe lassen – die haben doch ein Recht darauf, ihren Weg zu gehen. (…) Ich bin ein absoluter Anhänger westlicher Werte. Aber gerade weil ich das bin, würde ich nicht damit missionieren und rumdrohen. (…)

Was für ein Unfall, dass diese Frau Außenministerin geworden ist. Die hätte doch unter normalen Bedingungen im Auswärtigen Amt nicht `mal ein Praktikum gekriegt. Dass jemand mit dieser moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin einer Weltmacht, einer Kulturnation, versucht zu erklären, was westliche Werte sind, sie als systemische Rivalen definiert und quasi ein Eskalationsszenario an die Wand malt –

eine wertegeleitete Außenpolitik, die in Wirklichkeit eine konfrontationsgeleitete ist. (…)

Werte werden weitergegeben durch Personen, die diese Werte haben und überzeugen. (…) Wir können unsere westlichen Werte nicht als Kampfmittel einsetzen und nicht als Druckmittel und nicht als Drohmittel, um Anderen zu sagen, dass wir moralisch die Besseren sind. Wir erreichen genau das Gegenteil von dem. Am Ende werden wir wirtschaftlich die Verlierer sein und mit dem wirtschaftlichen Niedergang auch die moralischen Verlierer.

Und ich möchte keine Außenministerin sehen, die in der UNO den Chinesen droht. Mit was denn? (…) Das Einzige, was an ihr grün ist, ist die Farbe hinter ihren Ohren. Das ist die Art und Weise, wie das wahrgenommen wird. (...)

Das was auf der Ebene der Außenministerin formuliert wird und das, was wir wirtschaftlich machen, sind ja sowieso zwei verschiedene Dinge. Deswegen können die Chinesen das mit großer Gelassenheit nicht ernst nehmen...“ R.D.P.


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