"Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen."
Nelson Mandela
Dieser Text wurde auch hier veröffentlicht: pressenza.com
20.000 "gefallene Friedensengel" standen am vergangenen Samstag, dem 25.11.2023, wieder auf und forderten bei Temperaturen knapp über Null Grad vehementer als je zuvor: "Nein zu Kriegen – Rüstungswahnsinn stoppen – Zukunft friedlich und gerecht gestalten!" Wir standen auf für den Frieden, denn der Frieden - nicht der Krieg - ist die Ultima Ratio. Und wir hatten und haben eine unmissverständliche Botschaft:
Wir lassen uns nicht länger in Kriege hineinlügen, die "Zeiten" haben sich "gewendet"! Denn wir benutzen unseren Verstand, wir haben Augen, die sehen und Ohren, die (zu-)hören und außerdem Herz und Empathie. Man möchte uns mittels (a-)moralischer Argumentation das Unmoralischste dieser Welt, den Krieg, schmackhaft machen. Wir sollen unsere Friedensmentalität ändern, kriegstüchtig werden. M. Pistorius: Definitiv - nicht - mit - uns!
Unsere Zeitenwende heißt: Schwerter zu Pflugscharen, ein friedliches Deutschland, das auch für den Frieden in der Welt kämpft - nicht für den barbarischen Krieg. Wir stehen auf dem Boden unseres Grundgesetzes und der UN-Charta und verteidigen deren Friedensgebote!
"Militärisch abrüsten, diplomatisch/politisch aufrüsten" muss demnach das Gebot der hochgefährlichen Stunde sein, weswegen sich alle Redner und massenweise Demonstranten mit ihren Losungen genau dafür einsetzten.
Nachdem die letzte große Kundgebung im Februar zum Manifest für Frieden - das im Übrigen mittlerweile weit über 900.000 Unterzeichner hat - bereits im Vorfeld massiv diffamiert wurde, gab es diesmal in den Leitmedien kein einziges Wort dazu. Daher habe ich am Montag zuvor eine Rundmail an viele Redaktionen und Presseagenturen geschrieben, die auch zeitgleich an über 60 Friedensorganisationen und Personen zur Info ging. Am Dienstag gab es ein paar vereinzelte Artikel und am Mittwoch dann eine dpa-Meldung. Mit dieser wurde dann das Schweigen gebrochen (leider viel zu spät, da 3 Tage vor der Demo) und man konnte tatsächlich zahlreiche Artikel über die kommende Demo lesen (z.B. in der SZ, FAZ, ZEIT ONLINE oder im Tagesspiegel - siehe auch hier die Sammlung unten), sogar relativ sachlich und bemerkenswert neutral. Am Donnerstag verlinkte dann Peter Nowak (Telepolis) noch meinen Aufruf.
Man schweigt, wenn Kinder schlafen - nicht, wenn sie sterben
Der Samstag begann mit Sonnenschein, bescherte uns allerdings relativ zügig Schneeregen und Eiseskälte, endete dann aber wieder mit Sonne in unseren Herzen. Denn es war eine rundum gelungene und friedliche Veranstaltung (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren!), die von vielen tausenden, wundervollen Menschen, die aus ganz Deutschland angereist waren, mit ganz viel Herzblut unterstützt wurde. Es bildete sich ein Meer von Friedensfahnen, Bannern und Plakaten, die Stimmung war positiv hoffnungsvoll, die Menschen sehr bestimmt und fokussiert. Es war insgesamt auch ruhiger als erwartet, stellenweise sogar sehr nachdenklich und konsterniert angesichts des Kontextes (Kriege und Militarisierung). Die Fassungslosigkeit und das Entsetzen darüber, wohin wir uns als Gesellschaft entwickeln sollen, stand vielen Teilnehmern buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Und spätestens bei den Liedern "Nein, meine Söhne geb` ich nicht" und "Mama, ich liebe Dich - Mama Ana Ahabak" blieben viele Augen nicht trocken. "Denn: Man schweigt, wenn Kinder schlafen - nicht, wenn sie sterben" (Elif). Die leidenschaftlichen, auch kämpferischen und reflektierten Redebeiträge sprachen uns auch allen aus den Herzen und verdeutlichten noch einmal, wie zwingend notwendig der Aufbau einer großen Friedensbewegung ist.
David gegen Goliath
Wir befinden uns, wie auch Michael Müller betonte, bereits in einem Weltordnungs- und Wirtschaftskrieg, in dem es zig heiße Kriege und dabei zwei besonders gefährliche mit dem Potential der globalen Eskalation gibt. Und v.a. auch deswegen ist es unvergleichlich schwieriger als in den 80er Jahren, Hunderttausende oder gar Millionen Menschen auf die Straße zu bringen. Wir - als Deutschland und Teil des sog. Westens - sind nicht nur zutiefst involviert, sondern auch Triebkraft, daher muss die Bevölkerung, wie es Sarah Wagenknecht treffend bezeichnete, in die Kriegsstrategie "hineingelogen" werden. Dazu gehört auch das simplifizierte Freund-Feind-Schema, welches innenpolitisch exakt genauso angewendet wird, wie außenpolitisch das Opfer-Täter-Narrativ. Da wird massiv gespalten, Solidarität abgeschafft bzw. nur in eine gewollte Richtung gelenkt und gerade von den Ärmeren und überhaupt aus den Sozialsystemen das Geld für die Militarisierung genommen und als Sahnehäubchen noch moralisch untermauert. Man müsse sich mit der Bundeswehr und den milliardenschweren Rüstungskonzernen solidarisieren, schließlich bräuchten sie das Geld für hehre Ziele. Und dabei bleibt es nicht, man braucht auch das Leben der Menschen für seinen Kriegskurs. Daher ist neben der unsäglich verblendenden und heuchlerischen Bundeswehrkampagne wieder die (jetzt sogar) genderisierte Wehrpflicht in aller Munde - also für alle, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Inmitten der emotionalisierten und moralisierten Kriegspropaganda nun eine millionenschwere Friedensbewegung aufzubauen, gleicht einer Sisyphusarbeit und scheint beinahe unmöglich. Zumindest soll es uns unmöglich gemacht werden. Daher waren diese über 20.000 Menschen am Samstag ein voller Erfolg und damit ein Treffer auf Goliaths Stirn!
Überraschend große Medienresonanz
Doch darauf kommt es tatsächlich, wenn wir von Resonanz sprechen, nicht an. In den letzten Wochen konnten wir alle beobachten, wie bereits Demos zum Nahostkonflikt mit ein paar Hundert Teilnehmern die Medien beherrschten. Es kommt immer nur darauf an, wie die "4. Gewalt" damit umgeht und ob überhaupt.
Dieses Mal waren die Medien v.a. danach voll, viele haben mehrere Artikel dazu veröffentlicht, es ist kaum zu glauben. War etwa meine Email der Auslöser, ist es wirklich so einfach? Und warum ist die Resonanz so wichtig? Ohne die Medien finden wir nicht statt, ohne sie können wir also nur ganz langsam mobilisieren und genau das ist unser Problem seit 1 3/4 Jahren. Wir und unsere Aktionen wurden verschwiegen oder diffamiert, diesmal allerdings waren die vielen Artikel sogar hauptsächlich neutral und ausgewogen. Nur sehr vereinzelt gab es aber auch hier wieder ganz übel diskreditierende und faktenverdrehende Artikel (z.B. SZ, BZ, Tagesspiegel).
Und insgesamt gab es bei allen einen absoluten Fokus auf Sarah Wagenknecht, die jedoch genauso wie alle anderen Redner eingeladen war (nicht Initiatorin, wie manche schrieben), daher fand ich diese Unausgewogenheit sehr schade. Denn alle Reden (s.u.) waren individuell, sehr informativ und deckten verschiedene Perspektiven ab. Insbesondere auch die Beiträge von Ates Gürpinar und Michael von der Schulenburg waren hervorragend.
Das ist jetzt allerdings Kritik auf hohem Niveau angesichts der Tatsache, dass ich von dem zum ersten Mal stattfindenden, riesigen Medienecho halbwegs erschlagen war (da sind die Erwartungen ja mittlerweile bei Null (Anzahl) und die Befürchtungen im Minus (Diffamierung). Daher insgesamt an dieser Stelle ein Dankeschön an die Medien und ich hoffe, dass das kein einmaliges Ereignis bleibt, sondern auch für die Zukunft wieder zu einer konstruktiven Debatte führt.
Identitätspolitik oder Blick über den Tellerrand?
Aufgefallen ist mir v.a., dass das Durchschnittsalter etwas niedriger war, als es klassischerweise nach wie vor auf den Friedensdemos ist. Letzteres ist für mich unbegreiflich, bedenkt man die katastrophale Umweltverschmutzung und Energieverschwendung der Rüstungsindustrie und die totale Umweltzerstörung durch Kriege. Fridays for Future z.B. klammert dieses Kernthema des Klimaschutzes bis heute aus.
Die Letzte Generation war sogar mit ca. 800 Menschen vor Ort, allerdings separat 1 km weiter am Stern, um dort den Verkehr lahmzulegen. Sarah Wagenknecht meinte dazu berechtigterweise: "...Dass ein Kampfjet in einer Stunde mehr Treibstoff verbraucht, als ein normaler Autofahrer in 7 Jahren – komischerweise findet das in der Debatte nicht statt. Ich frag mich, wann die Klimakleber sich mal in Ramstein ankleben!"
Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt, denn einige der größten Umweltzerstörer und CO2-Emittenten werden von ihnen und auch von FFF gar nicht erst adressiert. Oder noch schlimmer: sie werden sogar auf Demos für weitere Waffenlieferungen und eine Fortführung des Krieges unterstützt. Da stellt sich aufgrund dieser Widersprüchlichkeit zwangsläufig die Frage der Glaubwürdigkeit. Eventuell ist gerade bei ihnen der forcierte, polarisierende und moralisierte Mentalitätswechsel, den es so massiv seit bald 2 Jahren gibt (Pistorius hat ja jetzt nur ausgesprochen, was längst stattfindet), wegen ihrer identitären Denkweise auf fruchtbaren Boden gefallen? Die Kriegsmanipulation hat so gut funktioniert, dass antonymisierte Begriffe unhinterfragt übernommen wurden, wie etwa Krieg ist Frieden, "Waffen retten Leben" und Friedensengel kommen aus der Hölle, während einzelne Soldaten heroisch für ihre Tötungen gefeiert werden. Das ist alles an Absurdität nicht mehr zu überbieten.
Aufgrund des Nahostkonflikts befindet sich FFF nun erstmalig in einer Krise, denn auch hier positionieren sie sich wieder parteiisch (jedoch diesmal nicht auf der "gewollten" Seite). Können sie nur diese rigorose Identitätspolitik und damit Konfrontation und Abgrenzung oder werden sie beginnen, die Dinge realistischer von außen, umfassender zu betrachten und über den Tellerrand zu blicken?
Liebe Luisa Neubauer, wenn man Mensch & Umwelt schützen will, dann muss man zuallererst die Kriege dieser Welt beenden und der Militarisierung klar entgegentreten!
Liegt das denn nicht auf der Hand? Krisen beinhalten immer auch Chancen, daher hoffe ich, dass es hier ein Verstehen im Sinne Michael von der Schulenburgs, ein Umdenken und damit auch eine generationsübergreifende Zusammenarbeit geben wird. Das würde beiden Bewegungen, die zwei Seiten einer Medaille darstellen, helfen und unsere Gesellschaft wieder näher zusammenbringen. Frieden fängt im Kleinen an, genauso wie der Klima-/Umweltschutz. Und wenn man sich von einer Klimabewegung zu einer "Klimagesellschaftsbewegung" transformieren möchte, dann braucht man Glaubwürdigkeit und breite Bündnisse. Man muss sich ehrlich machen und die wahren großen Probleme ansprechen und zu lösen versuchen, nicht ausklammern. Ansonsten wird es um FFF weiterhin immer leiser werden, denn die Bundeswehr ist mittlerweile aktiv in den Schulen unterwegs und möchte das ausbauen (je mehr sie mobilisiert, desto weniger wird es hier FFF schaffen). Und darüber hinaus weiß die Bevölkerung ganz genau, wer die größten Umweltverschmutzer sind. Also wird auch erwartet, dass zuvorderst diese beim Namen genannt werden. Da geht es um Gerechtigkeit, Solidarität, Verantwortung und nicht zuletzt v.a. auch um Effektivität.
Redebeiträge
„...Wir wenden uns von dieser Demonstration gegen den sozialen Krieg in unserem Land. Über 90 Milliarden für Rüstung und Krieg, während gleichzeitig alle Haushaltsziele für Soziales, für Umwelt, für Bildung, für Wissenschaft, für Gesundheit gekürzt und gestrichen werden...
Nicht Aufrüstung, Abrüstung ist das Gebot der Stunde!
Und wir wenden uns entschieden mit aller Kraft und Empathie gegen die aggressive, unverantwortliche, geschichtsvergessene Kriegsmanipulation und Hetze der Herren Pistorius, Münkler, Masala und Mölling! Diese Kriegstreiber müssen gestoppt werden! Sie sind die geistigen Vorbereiter des nächsten Krieges... Frieden schaffen ohne Waffen bleibt richtig und unsere Vision.. Frieden ist die Ultima Ratio!“
„... Und während Minister Pistorius aus dem trockenen TV-Raum die Gesellschaft kriegstüchtig machen will, rufen wir ihm bei Wind und Wetter entgegen: „NEIN! Friedenstüchtig müssen wir werden!... Nicht der, der 100 erschossen hat, gehört verehrt, sondern der, der sich verweigert hat, auf seine Brüder und Schwestern zu schießen, der gehört verehrt!...
Der deutsche Kanzler nutzte den Begriff Zeitenwende, um den Beginn Russlands Angriffskrieg einzuordnen, um Konsequenzen aus dem Überfall zu ziehen. Und während die meisten von uns noch schockiert waren, während wir uns neu sortierten, schaffte der Kanzler Fakten. Für ihn war die Zeitenwende die Rechtfertigung, um die längst anvisierte Aufrüstung in Deutschland umzusetzen... Er, der sonst so gerne zaudert, war auf einmal ganz schnell. Denn das ist die Konsequenz der Zeitenwende, von der Ampel bis ganz nach rechts, dass Deutschland wieder kriegstüchtig werden soll...
Und wir wissen, dass Faschisten immer nur so lange für Frieden sind, bis sie den Krieg fertig vorbereitet haben. Wir kennen den Spruch: Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen. Aber der Faschismus ist der Regen, er ist der Krieg, er ist der Sturm, der alles vernichtet und wir müssen uns dagegen gemeinsam wehren! Und deswegen ist es die Losung, die zusammengehört: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Und der Kapitalismus und der Rechtsruck, diese Verbindung lässt das Übelste hervortreten. Die Regierung betreibt aktiv die Aufkündigung der gesellschaftlichen Solidarität auf allen Ebenen... Und wenn die Schuldenbremse 2024 noch weiterhin gelten soll bei Kitas, bei Schulen, beim Nahverkehr, aber nicht bei der Bundeswehr – wie absurd kann man noch werden? Und wie feige muss man sein, das Geld bei den Armen zu holen, weil man sich an die Reichen nicht herantraut? Und wie viel feiger muss man sein, die Armen, die schon länger hier leben, gegen die auszuspielen, die zu uns kommen? Bevor der Reiche die Wohnung für beide finanzieren muss, soll der Arme arm bleiben und der Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken. Wir müssen das ändern! Wir müssen umsteuern!... Wir müssen umkehren von der Kriegslogik, wir brauchen eine andere Zeitenwende, lasst uns für eine Zeitenwende streiten, die nicht in Profiten und Kriegstüchtigkeit denkt! Wir brauchen eine Zeitenwende, die nicht kriegs- sondern friedenstüchtig macht... Eine Zeitenwende, in der Deutschland keine Waffen exportiert, sondern Frieden und Nachhaltigkeit!... Schwerter zu Pflugscharen – eine solche Zeitenwende braucht es!...
„...Die Frage, die wir uns heute stellen müssen ist, in welcher Welt wir leben wollen. Denn die Welt ist in den Würgegriff von Gewalt und Krieg geraten. Und es gibt zur Zeit keine diplomatische, keine politische Bestrebung, die international irgendwas vorbereitet, wie wir aus dieser Spirale von Gewalt und Krieg wieder heraus kommen... Es gibt zur Zeit 55 Kriege in der Welt... Es ist das erste Mal in der Menschengeschichte, dass Nuklearwaffen eine strategische Rolle in einem heißen Krieg spielen, im Ukrainekrieg... auch in der Palästina-Israelauseinandersetzung wurden bereits Hinweise gemacht, dass man Atomwaffen einsetzen müsste. Eine Atomwaffe ist eine Waffe der totalen Zerstörung... auch nur den Gedanken daran zu haben, dass man sie einsetzen könnte, ist wahnsinnig. Wir leben heute in dem Irrglauben, dass Konflikte nur durch Gewalt gelöst werden können... Was wir heute sehen ist im Grunde genommen eine Bankrotterklärung der Diplomatie...
Wir gehen ja noch einen Schritt weiter, wir fangen an, moralisch zu argumentieren. Wir versuchen moralisch das Unmoralischste, das der Krieg bedeutet, zu rechtfertigen. Wir fangen an zu rechtfertigen, dass auch Zivilisten getötet werden, Frauen und Kinder..., dass man Schulen und Krankenhäuser bombardiert. Wir versuchen das moralisch zu rechtfertigen. Und wir sagen, es gibt ein Recht auf Selbstverteidigung. Das Problem einer solchen Argumentation ist, dass immer beide Seiten sagen, sie tun das aus einem Recht zur Selbstverteidigung. Das heißt, mit diesem Argument hat man einen Kreislauf erzeugt, wo Gewalt Gewalt rechtfertigt und da kommt man gar nicht mehr raus. Und was wir völlig vergessen: wir sind alle Mitglieder der Vereinten Nationen. Und die UN-Charta verlangt von uns allen eine friedliche Lösung. Von einer friedlichen Lösung ist heute in keinem der Konflikte mehr die Rede...
Wenn wir unsere Zeitungen lesen, dann lesen wir ja immer, dass wir die Guten sind, die Anderen sind die Bösen, die Anderen sind die Angreifer, die Anderen haben angefangen und so weiter. Und wir halten die Waffe nur in der Hand, um unsere hohen Werte zu verteidigen.
Aber die Realität ist leider anders: Nur wir, also im Westen, haben ein Militärbündnis, das NATO heißt. Obwohl wir nur weniger als 10 % der Weltbevölkerung sind..., kontrollieren wir bis zu 60 % aller Militärausgaben... Das kann man nicht rechtfertigen. Auch sind NATO-Länder insgesamt verantwortlich für 70 % allen Waffenhandels in der Welt. Also die Leute, die Kriege führen in der Welt, werden sie sehr wahrscheinlich mit unseren Waffen führen. Warum glauben wir, dass wir diese Art von Militär brauchen? Im letzten Jahr hat der Wissenschaftliche Dienst des US-Kongress einen Bericht herausgegeben, nach dem seit dem Ende des Kalten Krieges die Vereinigten Staaten mit Hilfe verschiedener Koalitionen von NATO-Partnern in 251 Fällen in anderen Ländern eingegriffen hat. Das heißt, die NATO... führt die ganze Zeit Krieg. Es gab keinen Tag, wo wir nicht irgendwo in einem Krieg gewesen sind (während wir andere damit beschuldigen). Und dabei sind noch nicht mal die CIA-Operationen dabei, auch Proxy-Kriege wie der Ukrainekrieg, sind in dieser Zahl nicht einmal enthalten. Es gibt kein anderes Staatenbündnis, das auch nur annähernd so oft militärisch in anderen Ländern eingegriffen hat, wie der Westen. Die Brown University hat in diesem Jahr einen Bericht verfasst über den „Krieg gegen den Terror“ und hat festgestellt, dass seit 2002 dieser Krieg 4,5 Millionen Menschen das Leben gekostet... und 38 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat. Unser Krieg gegen den Terror. Das heißt also, vielleicht sind da 10.000 Terroristen wirklich dabei gewesen, vielleicht 100.000, aber d.h., dass wir im Grunde genommen Schuld sind für über 4 Millionen zivile Tote als sogenannter Kollateralschaden... Wir müssen umdenken. Und ich denke, dass ein ganz kleines Wort das am Besten beschreibt: verstehen. Das ist ein Wort, das die, die Kriege gewinnen wollen,...hassen... Das Wort verstehen ist ja ein unglaublich positives Wort, denn es bedeutet, den Verstand benutzen. Wir müssen also den Verstand benutzen... Und das kostet kein Geld.
Im Weltall ist unsere Welt nicht mehr als ein kleines Sandkorn. Aber noch in diesem Jahrhundert werden hier 10 Milliarden Menschen leben und das wird Konflikte geben... und die müssen wir lösen... mit Verstand... In welcher Welt wollen wir wirklich leben?“
„...Das ungenierte Kriegsgeschrei kann ich so nicht hinnehmen. Und ich habe den Eindruck, dass sich die Mehrheit in unserer Gesellschaft, schon gar die schweigende, weniger Kriegsrhetorik wünscht und dafür mehr ernstzunehmende, diplomatische Aktivitäten. Das ist das Kerngeschäft von Politik. Waffenlieferungen ist eine Bankrotterklärung derselben. Es reicht nicht, einen militärischen Plan zu haben, ein politischer Plan ist das Entscheidende – und der fehlt... Es wird in Kategorien von Sieg und Niederlage gedacht und argumentiert.
Es wird von wertegeleiteter Außenpolitik gesprochen, die offenbar kein Problem damit hat, die zivilen Opfer – je nach Täter – unter Kriegsverbrechen oder Kollateralschaden zu verbuchen. Mir geht die Heuchelei gehörig auf die Nerven... Natürlich ist der russische Angriff auf die Ukraine völkerrechtswidrig. Und was folgt daraus? Weitere Verbrechen? Rache? Vergeltung? Wie du mir, so ich dir?
Der Kampf bis zum letzten Blutstropfen? Das lässt sich leicht fordern, wenn man nicht selbst an die Front muss...
Es geht jetzt darum, die Ausweitung von Kriegen zu verhindern und bestehende zu beenden. Dass das nicht einfach ist, das weiß ich auch. Aber es wird ja gar nicht erst versucht, der politische Wille fehlt. Und die politische Analyse sowieso. Stattdessen gibt`s Ideologie und Moral... Der Kampf um unsere Demokratie findet nicht im Ausland statt, sondern innerhalb unserer Landesgrenzen... Und genau deshalb braucht es wieder eine starke Friedensbewegung. Die Menschen sollten sich nicht ins Bockshorn jagen lassen von den Salonintellektuellen, die von Lumpenpazifisten reden und auch nicht davon, als „gefallene Engel“ bezeichnet zu werden... Krieg ist Barbarei – Krieg ist das Kriegsverbrechen...“
„...Ich bin eigentlich nur noch entsetzt, wenn ich höre, was die Vertreter der Ampel-Koalition zur Frage von Krieg und Frieden so zum Besten geben. Da haben wir einen Verteidigungsminister..., der allen Ernstes sagt, er will unser Land wieder kriegstüchtig machen. Er sagt nicht verteidigungsfähig!... Und er hat das sogar noch erläutert..., was er darunter versteht.
Er hat gesagt: Tüchtigkeit – wörtlich – sei eine besondere Form der Tauglichkeit im Sinne von etwas beherrschen zu können. Das heißt, er will, dass Deutschland das Handwerk des Krieges wieder beherrscht.
Gibt es in dieser erbärmlichen Ampel-Regierung wirklich niemanden, der den Mann mal darauf hinweist, wie es jedes Mal ausgegangen ist, wenn Deutschland das Handwerk des Krieges beherrscht hat?
Das ist doch der blanke Wahnsinn! Ich finde das entsetzlich...
Bemerkenswert finde ich auch, was in der öffentlichen Debatte in Deutschland einfach in die immer größeren Tabuzonen verbannt wird. Alle reden über Klimaschutz, aber dass das US-Militär mehr CO2 in die Luft bläst, als die gesamte deutsche Industrie und dass ein Kampfjet in einer Stunde mehr Treibstoff verbraucht, als ein normaler Autofahrer in 7 Jahren – komischerweise findet das in der Debatte nicht statt. Ich frag mich, wann die Klimakleber sich mal in Ramstein ankleben!...
Doppelt so viele Waffen und doppelt so viele Milliarden für einen Krieg, bei dem selbst die ukrainischen Generäle nicht mehr an den Sieg glauben. Was ist das für eine absurde Politik!... Und vor allem hat sie [Baerbock] gesagt, es sei nicht Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die Waffen schweigen. Da war ich nun echt perplex... Ja wessen Aufgabe denn sonst?...
So wie der Krieg die Lüge braucht, so führt der Weg zum Frieden über den Mut, die Wahrheit auszusprechen... Julian Assange hat einmal gesagt: „Die Bevölkerung möchte eigentlich keinen Krieg und muss daher in den Krieg hineingelogen werden.“ Lassen wir uns nicht länger in die Kriege hinein lügen, stehen wir auf für Frieden!...“
„...Wir müssen begreifen, dass wir vor der doppelten Gefahr der Menschheitsvernichtung stehen. Der Kriegsgefahr, denn aus den beiden Kriegen, um die es aktuell besonders geht, ist längst ein Weltordnungskrieg geworden, und die Klimakrise...
Kriege sind Verbrechen...
Und wir sind hier, weil wir die Eskalationsdynamik der Kriege stoppen müssen. Kriege kennen – das wissen wir von Clausewitz – keine Grenzen in sich... Was ist das für eine merkwürdige Zeit, wo die bejubelt werden, die rufen: „Zu den Waffen!“...
Das ist eine Krise des Gehirns...
Was ist das für eine Welt, die nur noch in der Kriegslogik gefangen ist... Wir fragen: Was ist am 29.03.2022 passiert, als die Verhandlungen schon weit fortgeschritten waren, aber es in Kiew zu Interventionen von GB und den USA kam?…
Wo bleibt der Vorschlag der Bundesregierung?... Wir wollen, dass unser Land für Europa und damit auch für die Welt einen Friedensvorschlag macht... Wer hat beschlossen, dass Deutschland jetzt aufsteigt zu dem Land, das in Europa die höchsten Militärausgaben hat? Wir haben das nicht beschlossen und wir wollen das auch nicht!... Wir wollen ein friedliches Deutschland, das auch für eine friedliche Welt kämpft.“
"...Kurz darauf war ich auf der Straße mit Hunderttausenden aller Couleur in Berlin, die gegen den Krieg im Irak demonstrierten.
Als Israelin mit so vielen Menschen zusammen gegen den Krieg zu protestieren - ich dachte wirklich, dass ich mitten in einem Traum gelandet bin.
Das war Deutschland 2003, in dem Nationalismus, Militarismus und Krieg noch umstritten waren. Ein Deutschland, in dem auch noch viele Menschen aus eigenen Erfahrungen wussten, was Krieg bedeutet.
20 Jahre später werden Menschen, die zum Waffenstillstand aufrufen, als Putinversteher und Hamasunterstützer denunziert.
Das macht Angst..."
Ekkehard Lentz nach der Friedensdemonstration in Berlin: „Cancel Culture gegen die Friedensbewegung hat einen neuen Höhepunkt erreicht“ (berliner-zeitung.de, archive.is)
"Bekämpft wurden wir immer, doch wurde in der Vergangenheit mit faireren Bandagen gekämpft, als heute."
"Rache und immer wieder Rache!
Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecke mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden."
Bertha von Suttner
Wir brauchen ein Umdenken. Wir brauchen Verstehen - und um zu verstehen: Verstand.
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Kommentare
Danke für die ausführliche Berichterstattung. Da ich leider nicht persönlich dabei war, ist es für mich wunderbar, noch einmal alles umfangreich geschildert zu bekommen.
Auch für die im Vorfeld Bekanntmachung der Demo sowie Werbung für die Medien nochmal herzlichen Dank. So konnte doch dieses Mal eine gute Resonanz der Sender erreicht werden. Das war super.
Wünsche auch für Demos und Friedensverhandlungen in Zukunft viel Erfolg.
Vielen Dank, liebe Christina Zgoll, für Ihre herzlichen Worte und Wünsche für die Zukunft. Wir bleiben dran!
Ganz herzlichen Dank für "20.000 "gefallene Engel" stehen wieder", liebe Tanja.
Der sollte einen Grimme-Preis erhalten!
In jedem Fall einen Eintrag in mein facebook.
Herzlich Magret