Warum interessengeleitete Politik den Weltfrieden eher bewahrt als rein wertegebundene Aussenpolitik
"An der Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kann es keinen Zweifel geben.
Doch lässt sich der Westen mit seiner Unterstützung möglicherweise in einen geostrategischen Konflikt hineinziehen, dessen Folgen er wenig durchdacht hat.
Russland führt einen Angriffskrieg. Es ist richtig, dass der Westen an der Seite der Ukraine steht und hilft. Aber der ausschließliche Fokus auf Waffenlieferungen ist problematisch.
Der Westen besitzt kein politisch-strategisches Konzept, er hat weder den politischen «Endpunkt» des Krieges definiert noch realistische politische Ziele formuliert.
Es fehlt eine europäische Vision und Strategie zur Frage, wie mit Russland perspektivisch umgegangen werden soll...
Will man mit der Lieferung von Panzern Verhandlungsbereitschaft erreichen?
Will man Donbass und Krim zurückerobern?
Oder will man Russland militärisch besiegen?...
Eine wichtige Frage, die in der Debatte kaum vorkommt, stellt sich hier:
Wäre eine militärische Niederlage Russlands für den Westen überhaupt wünschenswert?...
Die strategischen Rahmenbedingungen sind und bleiben Teil der internationalen Beziehungen – daran kann keine werteorientierte Außenpolitik etwas ändern..."
Es gibt zahlreiche Beispiele für die Bedeutung strategischer und Sicherheits- Interessen; Erich Vad nennt hier z.B. die Bedeutung der Karibik für die Sicherheit der USA, der Golanhöhen und der Straße von Tiran für die Sicherheit Israels, die von der Türkei beanspruchten Sicherheitszonen im Irak und in Syrien oder der Konflikt um Inselgruppen im Südchinesischen Meer.
"Russland hat sich während des Ukraine-Krieges strategisch China angenähert. Der Westen hat dabei mitgeholfen...
Wenn man von dem Anspruch ausgeht, ein Global Player und strategischer Akteur zu sein, dann hat sich die Situation der EU, insbesondere aber die Deutschlands, mit dem Ukraine-Krieg massiv verschlechtert...
Selten war Europa so gespalten wie heute und in militärischer Hinsicht gleichzeitig so abhängig von den USA...
Es wird daher perspektivisch Aufgabe aller geopolitisch verantwortlichen Akteure bleiben, die strategischen Dispositionen der Sicherheitspolitik im Blick zu behalten, um den Weltfrieden nicht zu gefährden."
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