Bedrohungs-lügner, Kriegsgurgeln, Profitgier & KUMBAYA

Veröffentlicht am 2. April 2025 um 00:35

An dieser Stelle möchte ich gerne den neuen, sehr treffenden Text von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam mit Dank übernehmen. Genau Ihre Gedanken beschäftigen mich auch momentan hauptsächlich, daher zuvor dazu ein paar Worte von mir.

„Vielleicht ist dieser Sommer der letzte Sommer, den wir noch im Frieden erleben.“

Sönke Neitzel

Wenn der europäische Teil der NATO seine sogenannte Vorwärtsverteidigung (der wohl euphemistischste Begriff überhaupt) umsetzt, indem es Russland angreift (resp. False Flag), dann hat er wohl recht. Alles andere, die Behauptung, Russland würde plötzlich (nach der Ukraine) jetzt die gesamte NATO und Gesamteuropa angreifen, sich "einverleiben", "überrollen" oder was sonst noch so phantasiert wird, hat mit der Realität überhaupt gar nichts zu tun.

"Das ist ein Märchen!“

Richard David Precht

Es ist das Kriegsmärchen, welches der Bevölkerung, seit es Kriege gibt, erzählt wird, um sie in die Spur zu bringen.

Sie soll gefälligst spuren.

Es läuft IMMER nach dem gleichen Schema ab, Feindbildherstellung, Emotionalisierung, Gut-Böse-Narrativ, "Verteidigung"... Ich wiederhole mich... Und alle anderen auch. Warum nur kommt es nicht an? Es ist zum Verzweifeln! Wir hören hier exakt dieselben Sätze, wie sie die Menschen vor dem Ersten Weltkrieg zu hören bekamen und vor dem Zweiten Weltkrieg und jetzt vor dem Dritten?

Peter Bürger stellte absolut zu Recht fest:

"Die Sache lief in der Geschichte immer so ähnlich ab (und die Herren Pistolenschuss waren auch immer so ähnlich selbstbewusst aufgebläht beim Vortrag ihrer Kriegs-Esoterik), bevor es in vergangenen Zeiten dann über kurz oder lang zum großen Knall kam."

Es lohnt sich, all diese Texte und Reden von damals nochmal zu sichten! 

Ein Beispiel von zahlreichen kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs von Erich Mühsam:

„Mit zwei Milliarden Mark muss jährlich die Henne gefüttert werden, die unter dem Namen ‚Deutsche Wehrmacht’ im bedrohten Vaterlande herumgackert. Jetzt ist sie mit einer Extramilliarde noch fetter aufgeplustert worden und beansprucht infolgedessen fortan noch erheblich mehr Getreidekörner aus den Ackern des deutschen Volkes als bisher.

Der Geflügelzüchter Michel ist ein Schafskopf, denn er merkt nicht, dass das meschuggene Huhn ihm nichts als Kuckuckseier in den Stall legt. Eines guten Tages aber wird es ihm schmerzlich fühlbar werden, wenn nämlich der zärtlich gepflegte ‚bewaffnete Friede’ an Überfütterung krepiert, seine Küken aber auskriechen und sich die missgestalteten Kreaturen als Krieg, Hunger und Pestilenz über das Land ergießen..."

Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam haben eben genau dazu ihren Beitrag geschrieben. Sie machen v.a. darauf aufmerksam, dass sich die Taktik der öffentlichen Rhetorik erst mit Trumps Wahlsieg änderte, denn die Kriegsmaschinerie lief ja gerade erst richtig an. Sie will man jetzt ins Maximum treiben und nicht vorzeitig beenden. Und wenn`s nun einmal einen Frieden in der Ukraine gibt, den sie nicht mehr verhindern können, dann behauptet man halt das Nächste.

"Der erst wenige Monate alte Vorwurf, die Russen planten noch in diesem Jahrzehnt einen „Krieg gegen uns“, wurde planmäßig und skrupellos ins öffentliche Gedächtnis gedrückt."

Völlig egal, ob man 3 Jahre lang das Gegenteil behauptet hat, nämlich die Russen seien völlig unfähig und die Ukraine auf der Gewinnerstraße. Jahrelang wurde das Narrativ des Großrussischen Reichs erzählt, das sei die Ambition der Russen, in Persona Putin. Dazu gehört also jetzt plötzlich einfach alles, der gesamte Kontinent? Sie wollen uns tatsächlich verklickern, ohne mit der Wimper zu zucken, mit breiten Nasenflügeln und noch breiteren Schultern, dass Russland plant, den Kontinent zu übernehmen?

Und die Erklärung dafür ist folgende: Sie machen das, weil sie Zeit bekommen nach einem Frieden in der Ukraine.

Frage: Warum haben sie dann nicht gleich die NATO angegriffen?

Wolfgang Richter fragte ähnlich, warum Russland denn bis 2029 warten solle.

Also das ist sowas von lächerlich, lächerlicher geht`s nicht mehr!

Es geht um Profit und Gier und Macht und Ablenkung - wie IMMER!

Wo sind die Millionen Menschen auf der Straße, die sich dagegen wehren? Die zeigen, dass sie sich nicht so infantil an der Nase herumführen lassen? Die zeigen, dass sie sich nicht vor den Kriegskarren spannen lassen, um den Reichen noch mehr Geld zuzuschieben?

Wir sollen uns gegenseitig an der Kriegsfront abschlachten, damit sie den großen Reibach machen können, ist das denn immer noch nicht klar? Die gesamte Menschheitsgeschichte lief so, wann endlich ändert sich das?

Die Belgier haben`s kapiert, gestern waren sie MIT den Gewerkschaften auf der Straße, sie nennen den Kurs das, was er ist: eine "Kriegserklärung an die Arbeitswelt". Eine Reaktion auf das:

"Wir sind zu Reformen gezwungen, denn wir müssen verstärkt in unsere Sicherheit investieren."
Bart De Wever, Premierminister Belgiens

Richtig, es ist IMMER eine Kriegserklärung an das Volk, die Kriegsprofiteure kennen keine nationalen Grenzen, Werte oder sonstwas. Da werden alle beliefert, alle versichert, in einfach alle investiert - je mehr Kriegsbeteiligte, desto größer der Reibach.

Sie haben UNS den Krieg erklärt.

Unsere Sicherheit ist akut durch sie gefährdet!

Und alle blasen sie in das gleiche Bocks-Horn, reihen sich ein in den Kriegsmarsch, die Musikinstrumente sind gestimmt - umpftamta - die Regimenter sind aufgestellt, die Marionetten-Spielkreuze angebracht und los geht`s: „Augen geradeaus! Links schwenkt!

Marsch!“

"Wenn man nicht sicher ist, ob man schon im Krieg ist, dann ist es besser, davon auszugehen, dass man schon im Krieg ist."

Jussi Hallaaho, Parlamentspräsident Finnlands

"Die Gefahr kommt mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zu."

Marc Rutte, Nato-Generalsekretär

"Frieden in Europa erreichen wir nicht, indem wir die Realität ausblenden. #Frieden erreichen wir nur durch eine starke und freie #Ukraine in einem starken #Europa. Sonst trägt Putin den Krieg weiter, auch zu uns. - @ABaerbock

x.com/AuswaertigesAmt

"Je mehr sich Amerika zurückzieht, desto wahrscheinlicher wird ein Angriff Russlands."

Steffen Gassel

André Bodemann, Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos und im Kriegsfall für die Verteidigung Deutschlands zuständig, spricht von „einer Phase, wo wir noch keinen Krieg haben, juristisch auch nicht, aber schon lange nicht mehr in Frieden sind, weil wir jeden Tag bedroht werden“.

"Stellen Sie sicher, dass Sie eine Überraschung überleben können. Denn es wird Überraschungen geben."

Verteidigungsstab der schwedischen Armee

Dieses letzte Zitat klingt wie eine Drohung. Welche Überraschung ist denn geplant? Wovon spricht er?

„Nachdem die Russen sich in der Ukraine eine blutige Nase geholt haben und wenn sie Glück haben, jeden Tag an irgendeinem Frontabschnitt zwei Kilometer vorrücken. Dass die jetzt ernsthaft davon träumen, einen Krieg gegen die NATO anzufangen… Ich kann dir das nur sagen, Markus, und ich sage das aus aller tiefster Überzeugung:

Das ist ein Märchen!“

Richard David Precht

"Markus Bayer vom Bonn International Centre for Conflict Studies meint, dass die Bundeswehr insgesamt gut ausgerüstet sei:

„Es gibt natürlich Mängel in der Bundeswehr, ohne Frage, aber oft werden diese Mängel nach unserer Einschätzung ein bisschen überzogen und diese existieren in vielen anderen Armeen auch.“ Es gebe Lücken und die seien zu schließen, meint Bayer.

Aber die Bundeswehr sei keinesfalls „kaputtgespart“. Deutschland hat den siebtgrößten Militäretat weltweit."

Das entspricht wohl eher der Realität!

Hier mal eine Zusammenfassung der sogenannten "Schwäche" unserer Bundeswehr und der NATO: 2025/ Militärausgaben & Rüstungsausgaben: Vergleich - Deutschland, NATO, Russland, Ukraine, USA & China (wie viel sind 5 % Rüstungsausgaben?) "whatever it takes". | Mitwelt

-> Startseite | SIPRI

-> Bruttoinlandsprodukt (BIP) der NATO vs. SOZ 2023 | Statista

-> Ende 2021 lag die Rheinmetall-Aktie bei 82,94 €, in den beiden Jahren zuvor verzeichnete das Unternehmen sogar ein Minus. Der Ukrainekrieg hat den Rüstungskonzern nicht nur gerettet, sondern ihm exorbitante Gewinne beschert. Heute schloss die Börse bei einem Kurs von 1.354,00 €. Der Rheinmetall-Chef Armin Papperger freut sich wie ein kleines Kind.

Je kriegshysterischer die "Young Global Leaders" sind und je progressiver die Journaille einstimmt, desto mehr Reibach.

Und wo kommt das Geld her? Na, selbstverständlich auch von uns, es wird massiver denn je von unten nach oben verteilt.

Cambridge Dictionary, "Ausbeutung":

"- die Verwendung von etwas, um einen Vorteil daraus zu ziehen,

- der Akt, jemanden oder etwas unfair zum eigenen Vorteil auszunutzen,

- die Verwendung oder Entwicklung von etwas zum Zwecke des Profits oder des Geschäftsfortschritts,

- unfaire Behandlung anderer Menschen zum eigenen Vorteil."

Da schreiben und erzählen sie uns 24/7 abwertend von dem "Machthaber", "Regime", den "Oligarchen", und "Putins Russland", während wir uns hier in der Heilsarmee befinden? Im Stuhlkreis der Anonymen Opfer? Am Lagerfeuer der Heiligenschein-Götter?

Kumbaya?

Fehlt jetzt nur noch, dass sie damit anfangen für`s allgemeine Wohlbefinden:

"Jede Zelle meines Körpers ist glücklich.

Jede Körperzelle fühlt sich wohl.

Jede Zelle meines Körpers ist glücklich.

Jede Körperzelle fühlt sich wohl.

Jede Zelle and jeder Stelle,

jede Zelle ist voll gut drauf..."

"Wenn man nach 2 Weltkatastrophen

eine dritte plant,

dann muss doch irgendetwas

mit den Gehirnen der Menschen

nicht in Ordnung sein."

aus dem Film: "Dr. med. Hiob Prätorius (1965)"

"...Und wenn es uns gelingt, ein Serum gegen die Dummheit zu finden - diese entsetzlichste aller ansteckenden Krankheiten - dann wird es im Nu keinen Hass und keine Kriege mehr geben und an die Stelle der internationalen Diplomatie wird der gesunde Menschenverstand treten.

Die Dummheit tot - welch` phantastische Perspektive..."


Nun zum Text von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam:

"Bedrohungslügner und Kriegsgurgeln

Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam, 1. April 2025

Sigmar Gabriel, abgehalfterter Ex (-Vizekanzler, -Außenminister, -SPD-Vorsitzender), erklärt in seiner Position als Chef der Atlantik-Brücke: „Wäre ich Putin, würde ich schon 2028 kommen.“ (ZDF) Zu unserem und der Russen Glück ist er es nicht, sondern bloß ein Sozi aus deren Stahlhelm-Fraktion. Erschwerend kommt hinzu: Er sitzt für fettes Honorar in den Aufsichtsräten kriegswichtiger Unternehmen, zum Beispiel der Deutschen Bank, der Siemens Energy Global, der thyssenkrupp Steel Europe und der Daimler Truck Holding. Kriegsängste schüren liegt in deren Geschäftsinteresse. Krieg ist ihr Ersatzbegriff für immensen Profit. Sozis von Gabriels Schlage haben das längst verinnerlicht.

Weder lernwillig noch lernfähig – schlicht empathielos. Dass bereits zwei deutsche Russland-Feldzüge in neuerer Zeit in Katastrophen mit Millionen Toten endeten, stört sie nicht. Im Ersten Weltkrieg bramarbasierten die Vertreter des Geldadels vom „unausweichlichen Kampf zwischen Germanentum und Slawentum„. Bekanntlich stimmte die SPD damals den Kriegskrediten zu, mit denen das ersehnte Abschlachten finanziert wurde. 23 Jahre später machten die von den Konservativen an die Macht gehievten Nazis weiter.

Mit der gleichen Propagandalüge, der „Gefahr aus dem Osten“:

„In diesem gemeinsamen Kampf um die gemeinsame Existenz müssen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der europäischen Staatengemeinschaft zurücktreten und muss die Pflicht lebendig werden, die gemeinsame Front zu bilden gegenüber dem roten Weltfeind.“ (Das Nazi-Blatt Völkischer Beobachter am 16. Juni 1937. Quelle: „Die Bedrohungslüge“, G. Kade, 2. Auflage 1980, S.106).

Man ersetze „roter Weltfeind“ mit „Machthaber Putin“, schon ist man mittendrin in der Rhetorik unserer Gegenwart.

Wir wollen keinen Zweifel lassen, wes Geistes Kind die Zeitgenossen sind, die den Schmarren „der Russe bedroht Europa“ neuerdings in Umlauf brachten – und welche bösen Hintergedanken sie dabei haben. Deshalb das Zitat eines der schlimmsten Demagogen der Zeitgeschichte:

„Es ist nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, dass es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen … dazu war es notwendig, nicht nur die Gewalt als solche zu propagieren, sondern dem deutschen Volk bestimmte außenpolitische Ereignisse so zu beleuchten, dass die innere Stimme des Volkes selbst langsam nach der Gewalt zu schreien beginnt …“ (Adolf Hitler vor der deutschen Presse am 10. November 1938. Quelle: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Heft 2/1958, S.182 ff)

Seit Jahrzehnten pinseln journalistische Agitatoren wie Udo Lielischkies, Sylvia Stöber, Ina Ruck, Sabine Adler, Golineh Atai, Thomas Roth und Demian van Osten das Feindbild Russland. Ihre Farbmischung: Unterstellungen und Lügengeschichten (Heldenlegende Nawalny, Vergiftungssaga Skrypal, Räuberpistole „Cyberattacken“). Die deutschen Systemmedien, angeführt vom „Flaggschiff“ ARD-Tagesschau, waren sich für keine Falschmünzerei zu schade.

Wir sind wieder so weit

Wenn irgendein unbedarftes Hornvieh blökt, der „autoritäre“ Putin werde demnächst Krieg gegen Westeuropa und speziell gegen Deutschland führen, dann sind allemal genug hirnrissige Journalisten zur Stelle, um das abzumelken und zu Nachrichtenkäse zu verarbeiten.

Diesen von logischen Denkprozessen und politischer Sachkenntnis weit entfernten beruflichen Ausfallerscheinungen ist es egal, welchen niederträchtigen Interessen sie dienen: der planvollen Umstellung auf Kriegswirtschaft und Kriegsfinanzierung, der Ablenkung vom „notwendigen“ Sozialabbau und damit der Profitgier der Rüstungswirtschaft und ihrer Aktionäre.

Das ganze Elend wird manchmal schlaglichtartig sichtbar. Die bayerische Gesundheitsministerin Gerlach forderte kürzlich ein bundesweites Programm zur medizinischen Versorgung im Kriegsfall. Hintergrund sei „die militärische Bedrohung durch Russland und eine mögliche Abkehr der USA durch Donald Trump.

Na bitte. Und niemand fragt zurück, wann die Frau selbst das letzte Mal beim Arzt war.

Dass deutsche Friedenspolitik erheblich preiswerter und sinnvoller sein könnte als der Bau von Lazaretten für Kriegsversehrte, kommt bei solchen Tönen niemandem mehr in den Sinn, obwohl die gedanklichen Parallelen zur kriegsvorbereitenden Agitprop der Nazis kaum zu übersehen sind.

Dass hierzulande schon viele neofaschistische Kulissen geschoben werden, stört die Journaille nicht. Sie schiebt selber mit.

Der erst wenige Monate alte Vorwurf, die Russen planten noch in diesem Jahrzehnt einen „Krieg gegen uns“, wurde planmäßig und skrupellos ins öffentliche Gedächtnis gedrückt. Das lässt sich vom ersten Auftauchen an nachvollziehen. 

Als Russlands „militärische Sonderoperation“ gegen die Ukraine begann, war nirgendwo von einer russischen Kriegsdrohung gegenüber Resteuropa die Rede. Im Gegenteil, es herrschte eine eher abwartende und distanzierte Haltung vor, wie ein Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages widerspiegelt:

„… die wichtigsten außen- und sicherheitspolitischen Ziele Russlands sind … internationales Prestige und eine internationale Führungsrolle … der Status einer globalen Wirtschaftsmacht mit einem der höchsten Bruttoinlandsprodukte der Welt. Diese Ziele will Russland unter anderem durch Mitarbeit und Kooperation in internationalen Organisationen erreichen“.

Auch die unsägliche frühere Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, SPD, sprach vor drei Jahren (mit Blick auf das damals gewünschte 100-Milliarden-Euro-„Sondervermögen“ zum Aufmotzen der Bundeswehr) noch nicht von der Gefahr eines russischen Angriffs, sondern betonte, dass die Schuldenmacherei nur der Verbesserung der deutschen Verteidigungsfähigkeit diene: „Eine angemessene Ausstattung ist essenziell für unseren Schutz und den unserer Bündnispartner.“

Besen im Hosenanzug

Dass von russischen Kriegsdrohungen im Frühjahr 2023 noch keine Rede war und sie selbst nichts dergleichen wahrgenommen hatte, ließ auch EU-Präsidentin von der Leyen erkennen. Bis zum Kragen abgefüllt mit Russenhass, tönte sie: „Diese Sanktionen, die treffen Präsident Putin ins Mark und nehmen ihm die Möglichkeit, diese brutalen Kriege, die er führt, weiter zu finanzieren.“ 

Vier Monate später zeigte sie noch deutlicher, wer da wem mit Drohungen statt Diplomatie begegnete: Sie sei fest davon überzeugt, dass man den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Mut und Solidarität zum Scheitern bringen werde und Europa am Ende die Oberhand gewinne. „Ich möchte keinen Zweifel daran lassen, dass die Sanktionen von Dauer sein werden … die schärfsten Sanktionen, die die Welt je gesehen hat.“

Vom Verdacht russischer Angriffspläne gegen das restliche Europa kein Wort.

Prowestliche Siegesgewissheit erlaubte gar keine Aussage, Russland stelle eine Bedrohung dar.

Überheblichkeit war vielmehr journalistischer Standard, sogar noch im Spätsommer vorigen Jahres: „Während die Wirtschaft leidet, gehen Putin die Reserven und Soldaten aus. Der Kreml könnte gezwungen sein, im kommenden Jahr den Waffenstillstand zu suchen.“ 

Das war so realistisch wie die Behauptung, Schaukelpferdäpfel gäb’s auch beim Bio-Bauern. „Putin verliert“, wurde allen Ernstes behauptet – bis SPD-Minister Pistorius seinen inzwischen „historischen“ Furz im ZDF-Parfümladen „Berlin direkt“ fahren ließ. Ohne Vorwarnung, am 30. Oktober 23:

„Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“

Aus dem hohlen Bauch

Ein Tabubruch, keine Frage. Doch erwähnte Pistorius Russland mit keinem Wort – dafür war er zu schlau. Er „lieferte“ unausgesprochen; er konnte sich darauf verlassen, dass schon genügend Redaktionsbleistifte schnallten, was „dabei gedacht“ war, und dass sie prompt die Russen der Kriegsbrunst bezichtigen würden.

Beweise hätte er ja nicht beibringen können.

Er schwadronierte nur im Kontext dieser westlichen Geheimdienstspekulationen: Es könnte sein/es wäre denkbar/man könne nicht ausschließen – dass Russland über das für seinen Kampf gegen die Ukraine notwendige Maß hinaus aufrüste und eine spätere Konfrontation mit der NATO suche.

Nichts als Kaffeesatzleserei im Stil der Geheimdienste, zu deren Handwerk das Erfinden von Gefahren gehört. Sie wickeln ihre parlamentarischen Auftraggeber ein. Bitte anschnallen: „Geheimdienste schulen Bundestagsabgeordnete. Die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, Grünen und SPD […] Als Gäste werden Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, und Sinan Selen, Vize-Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, erwartet. […] ‚Wir sind in Deutschland seit Langem mit andauernden Angriffen konfrontiert‘, sagte Grünen-Fraktionsmanagerin Irene Mihalic.“

Hochverehrte Volksvertreter! Es sollte Ihr Basiswissen sein, dass „Demokratie“ und „Geheimdienst“ sich im Prinzip gegenseitig ausschließen. Und dass es Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, die diversen deutschen Geheimpolizeien genauestens zu kontrollieren, wenn Sie schon meinen, nicht auf sie verzichten zu dürfen. Sich von diesen finsteren Brüdern schulen zu lassen, ist ein Offenbarungseid. Besagte Geheimdienst-Experten konnten ja nicht mal Bundeskanzlerin Merkels Diensttelefon vor den Spionen der Amis schützen. Bis heute kriegen sie es nicht auf die Reihe, diese NSA- und CIA-Schnüffler abzuwehren …

Vom Frieden bedroht

Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, DGAP, machte im Sommer letzten Jahres den Zünder für die Entwicklung der Bedrohungslüge sichtbar. Den Grund dafür, Kriegsangst zu schüren und damit plötzlich irrsinnige Rüstungsanstrengungen durchsetzbar zu machen: der befürchtete Wahlsieg des US-Präsidenten Trump und dessen Ankündigung, den Ukraine-Krieg sofort beenden zu wollen. 

Entspannung mit Moskau? Der Albtraum für deutsche Kriegsgewinnler.

Er rief die akademischen Gesinnungsfreunde von der DGAP auf den Plan. Deren Empfehlung: „Im Fall eines Wahlsiegs von Trump sollten sie (die europäischen Regierungen) auf seinen transaktionalen Politikstil eingehen, aber deutlich machen, dass sie keine Verhandlungslösungen akzeptieren … Deutschland und die europäischen Regierungen müssen ihre Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine verstärken, beschleunigen und verstetigen. […] Zugleich ist es entscheidend, die europäische Bevölkerung weiterhin davon zu überzeugen, dass die langfristige Unterstützung einer freien und unabhängigen Ukraine im eigenen Interesse liegt.“

Dass die „langfristige Unterstützung“ darauf hinausläuft, den täglichen qualvollen Tod und die Verstümmelung Abertausender Mitmenschen zu finanzieren, kümmert GDAP-Schreibtischkrieger nicht.

Aber auch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihrer „Expertise“ – 18. Juni 2024 – war von russischer Angriffsgefahr für Westeuropa förmlich noch keine Rede. Im Gegenteil – es galt das Wort des damaligen NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg:

„Wir stellen keine direkten Drohungen (aus Russland) gegenüber einem der Bündnismitglieder fest. […] Nach dem Ende der Feindseligkeiten (in der Ukraine) kann Russland seine Stärke wiederherstellen, aber das bedeutet nicht, dass wir einer direkten Bedrohung […] ausgesetzt sind.“

Der Zeitrahmen-Konstrukteur

Dem DGAP-„Experten“ Christian Mölling blieb es vorbehalten, zu konkretisieren, was der „kriegstüchtige“ Pistorius gemeint haben könnte: Mölling nannte erstmals einen Zeitrahmen („sechs bis acht Jahre“) für den Beginn eines russischen Angriffskriegs und phantasierte die Notwendigkeit herbei, die Bevölkerung kriegsbereit zu machen.

Mölling hatte sich nicht mal 2023 vom Milliarden-„Wumms“ für die Bundeswehr ruhigstellen lassen: Das, was an „Kriegsniveau, Kriegsfähigkeit oder Verteidigungsfähigkeit“ notwendig sei, um Russland von einem Angriff abzuhalten oder im Angriffsfall bereits an der NATO-Grenze stoppen zu können, sei zurzeit nicht gegeben. „Es fehle an Material, Soldaten und vielen Kleinigkeiten.“

Der Mann weiß, dass er mit seinem Alarmismus Kohle machen kann, ob bei der staatlich finanzierten Stiftung für Wissenschaft und Politik, beim German Marshall Fund of the United States, bei der ebenfalls staatlich und überdies von der Rüstungsindustrie finanzierten Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik oder neuerdings bei der Bertelsmann Stiftung.

Auszug aus dem DGAP Policy Brief:

„Das Fenster zu einem möglichen russischen Angriff öffnet sich, sobald Russland den Eindruck hat, ein Angriff, etwa im Baltikum, könnte erfolgreich sein … Experten und Geheimdienste schätzen, dass Russland sechs bis zehn Jahre brauchen wird, um seine Armee so weit wiederaufzubauen, dass es einen Angriff auf die NATO wagen könnte.“

Reine Behauptungen.

Nicht auf Fakten gestützt, sondern auf „opportune Zeugen„, „Experten“ und „Erkenntnisse“ der Geheimdienste.

Keine Analyse, sondern eine Berufung auf die Schwarmdummheit.

Angriff als beste Verteidigung

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Kernstück des Zensur-Industriellen Komplexes, bot sich als der gegebene Tummelplatz für Hetzer und Kriegstreiber an. Ihr „Wir müssen kriegstüchtig werden, in ein paar Jahren kommt der Russe“, wurde zum Ohrwurm. Der ranghöchste deutsche Soldat, Generalinspekteur Carsten Breuer, knapp 60 Jahre alt, wäre vor seiner Pensionierung wohl gerne wenigstens kurz noch mit von der Partie; er zog daher den Beginn für Iwans Angriff ein wenig vor. „Fünf bis acht Jahre„.

Und er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es krachen lassen möchte:

Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen, ist nicht mehr genug.

Sondern?

Selbst angreifen, um endlich nicht mehr nur über Verteidigungsbereitschaft quatschen zu dürfen?

Jawoll, Herr General! Feuer! 

Der Mann ist bloß fleischgewordener Zeitenwende-Geist. Kanzlerkandidat Friedrich Merz:

„Es ist nämlich ein Krieg gegen Europa und nicht nur ein Krieg gegen die territoriale Integrität der Ukraine … ein Krieg auch gegen unser Land, der täglich stattfindet: mit Angriffen auf unsere Datennetze, mit der Zerstörung von Versorgungsleitungen, mit Brandanschlägen, mit Auftragsmorden mitten in unserem Land, mit der Ausspähung von Kasernen, mit Desinformationskampagnen …“ (s. dazu: David Goeßmann, „Was steckt hinter dem Vorwurf der hybriden Kriegsführung Russlands gegen Europa?„)

Erst im Oktober vorigen Jahres wollte Hassredner Merz Russlands Präsident Putin ein Ultimatum stellen:

„Wenn das nicht aufhört mit den Bombardements, dann ist der erste Schritt der: Reichweiten-Begrenzung (für ukrainische Raketenangriffe auf Russland) aufheben. Und der zweite Schritt der, dass wir die ›Taurus‹ (deutsche Rakete mit großer Reichsweite und Sprengkraft) liefern. […] Und dann hat Putin es in der Hand, wie weit er diesen Krieg noch weiter eskalieren will.“

Ob er auch noch als Bundeskanzler den Maulhelden spielen wird, müssen wir leider abwarten. Vielleicht ermannt sich jemand aus seiner Umgebung und macht ihn darauf aufmerksam, dass Putin eine Taurus-Lieferung an Kiew als deutsche Kriegserklärung wertet und „entsprechend“ reagieren will – völkerrechtlich absolut korrekt. Vielleicht erinnert sich Merz auch daran, erst kürzlich von einer russischen Haselnuss gelesen zu haben, deren Wirksamkeit weltweit beeindruckt. Vielleicht.

Kriegsplaner

Russland droht der EU nicht mit Krieg.

Das bestätigen zahlreiche hochrangige Experten, zum Beispiel US-Chefunterhändler Steve Witkoff: „Ich habe das Gefühl, Putin will Frieden.“ Der deutsche Ex-Generalinspekteur Harald Kujat hält Behauptungen von einem bevorstehenden russischen Angriffskrieg für „Unsinn“. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hält sie für „absurd“, Ex-Oberstleutnant Jochen Scholz für eine Standardlüge und Ex-Oberst Wolfgang Richter meint:

„Wenn Russland tatsächlich das Mittel Krieg wahrnimmt zum Erreichen politischer Ziele, warum soll es bis 2029 warten?“

Tja. Warum? Weil Russland an einem Krieg gegen Rest-Europa gar kein Interesse hat. Der italienische Ex-Ministerpräsident Conte nennt deshalb das europäische Hochrüstungsprogramm „eine totale Geldverschwendung“.

Deutschland und die EU haben für Russland keinen Reiz: gigantische Schuldenberge, schrottreif gesparte Infrastruktur, keine nennenswerten Ressourcen von irgendwas. Eine Region, deren politische Vorturner von ihrem wichtigsten „Verbündeten“, der US-Regierung, offen als antidemokratisch verachtet, als Schmarotzer bezeichnet und auf den Topf gesetzt werden.

Gute Frage an uns alle: „Wie weiter in einem Land, das dabei ist, zum Selbstbedienungsladen korrupter Regenten und Noch-nicht-Regenten zu verkommen?“

Unsere politischen, journalistischen, akademischen und militärischen Krawallbrüder und -schwestern sind nur Tonverstärker mit W-LAN zum Schattenreich der Geldelite. Der ist vollkommen gleichgültig, was aus den Westeuropäern wird. Sie ist sozial abgehoben, international abgesichert und rechtzeitig offshore, bevor es kracht. Es würde ihr Stellvertreterkrieg. Sein Ziel und zugleich angelsächsischer Wunschtraum: Deutschland zerstört und Kontinentaleuropas Wirtschaft für lange Zeit am Boden.

Nicht Russland droht mit Krieg gegen Westeuropa.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Deutsche und einige andere Westeuropäer wollen und planen Krieg gegen Russland.

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e. V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog."


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